Regenschlacht am Monte Grappa 2024

Eigentlich wollte ich schon Anfang August in die Alpen. Ich hatte mich in letzter Minute für den Böhmerwald umentschieden, weil mir das Wetter in den Alpen zu unbeständig war. Nun habe ich eine Konferenz in Mestre 10km vor Venedig, und will es nochmal mit den Alpen probieren. Zwar ist schon Oktober, aber vielleicht läuft das wieder so gut wie im Mai letzten Jahres? Zumindest weiß ich schon, wo ich etwas zu Essen finde ;-)

Ich möchte gern in Treviso, Bassano del Grappa, Trient, Meran und Innsbruck übernachten, und über den Monte Grappa, den Altopiano di Asiago, den Jaufenpass und den Brenner fahren. Bei schlechtem Wetter finde ich da flache Umfahrungsmöglichkeiten oder eine Bahnstrecke.

Meine tatsächliche Reiseroute ist hier dargestellt. Die gelben Punkte zeigen meine Übernachtungsorte an.

Samstag/Sonntag: Anreise

Ich traue der Deutschen Bahn nicht, und plane meine Anreise in zwei Etappen: Samstag Nachmittag 3 1/2h Zugfahrt bis München, dort eine Übernachtung, und Sonntag um 7:30 Uhr nochmal 7 1/2h Zugfahrt bis Mestre. Mein Zug nach München ist dann auch prompt defekt, und der Ersatzzug ist nur halb so lang. Reservierungen gelten nicht, alles überfüllt, aber für die Fahrräder hat man zwei Abteile freigehalten und die Sitze hochgeklappt. Die DB hat meine Erwartungen exakt erfüllt - ich komme an, aber entspannt geht anders ;-)

In München ist gerade Oktoberfest, kreuz und quer herumlaufende Betrunkene wohin man schaut, und man muss aufpassen, dass man in keine "Pfütze" fährt. Meine Übernachtung ist aber im ruhigen München-Laim, und ich finde auch ein Gasthaus mit leckerer Küche.

Obwohl mir die ÖBB am nächsten Morgen von dem Zug abrät, ist meine Fahrt nach Mestre erwartungsgemäß superpünktlich. ÖBB halt.

Weil das Wetter heute so richtig super ist, die Wettervorhersage für die nächsten Tage aber eher nicht, stelle ich meine Sachen nur rasch im Hotel in Mestre ab und sause direkt über die Brücke weiter nach Venedig.

Ich teste auch mal das Fahrradparkhaus. Es gibt nur eine 24h-Pauschale für 10 Euro, auch selbst man nur kurz am Abend da ist. Das nächste Mal schließe ich mein Rad wieder auf dem Vespa-Parkplatz am Ende der Brücke an...

Von der Ponte dell Accademia hat man einen der schönsten Ausblicke auf den Canale Grande!

Das Cantinone Storico an einem ruhigen Seitenkanal ist für mich nach mehreren Venedig-Besuchen interessanter als die Stadt selbst. Im Bild mein 3. Gang, Tintenfisch in Tintenfischtinte mit Polenta, superlecker! Perfekt italienisch geht nur mit frischen Zutaten direkt in Italien :-)

Donnerstag: Mestre - Treviso

Konferenz geht am Donnerstag Nachmittag zu Ende, Urlaub beginnt! Meine Planung sieht vor, dass ich heute in Treviso übernachte. In Treviso gibts ein hervorragendes kleines Ristorante...

Allerdings regnet es den ganzen Tag wie aus Eimern. Daher nehme ich den kürzesten Weg nach Treviso. Die italienischen Radwege sind immernoch grauenhaft: voller Poller und Hindernisse, merkwürdiger Schlenker und Seitenwechsel, und nur langsam zu befahren.

Treviso ist wunderschön, auch bei Regen! Und eher gemütlich, im Vergleich zum völlig überlaufenen Venedig.

Selbstverständlich darf auch der Besuch an der Fontana Delle Tette nicht fehlen, meinem Lieblingstrinkbrunnen hier :-D

Hachja, Italien :-)

Michis Ristorante ist der Grund, warum ich nach Treviso wollte. Die Linguine Scampi, mein zweiter Gang, sind herausragend! Aus Neugierde frage ich als Zwischengang nach San Daniele-Schinken, und bekomme einen ordentlichen Teller voll ;-)

Mein Dessert kann ich nicht übersetzen. Irgendwas geschichtetes, knuspriges mit einer cremigen Schokoglasur auf einem Birnenspiegel? Erwartungen für den Abend in Treviso voll erfüllt. Beim nächsten Mal in der Gegend komme ich wieder her.

36km und 160 Höhenmeter, Dauerregen bei 15 Grad.

Freitag: Treviso - Bassano del Grappa

Für heute hatte ich ein Stück Pedemontana Alpina-Radweg und dann den Monte Grappa vorgesehen, sowie eine Übernachtung in Bassano del Grappa. Es pladdert aber immernoch in Strömen. Also suche ich nach einer flachen Ausweichstrecke nach Bassano. Ich könnte ja mal wieder über Castelfranco...?

Am Porta Santi Queranta weisen die Gesetzestafeln in den Pranken des geflügelten Löwen darauf hin, dass Treviso der Gerichtsbarkeit der Republik Venedig untersteht ;-)

Weil ich keine Lust habe, mich im Regen vom Autoverkehr naßspritzen zu lassen, entscheide ich mich für 20km Bahntrassenradweg Treviso - Ostiglia. Leider ist der erst ab der Grenze zur Provinz Padua geteert, ich werde also doch schlammig...

Pünktlich zum Mittagessen erreiche ich Castelfranco. Das geht auf eine um 1200 gebaute Festung gegen Padua zurück. Die Mauer mit Wassergraben ist noch vollständig erhalten.

Im "Alla Torre" gleich neben dem Torturm habe ich diesen Vorspeisen(!!!)-Teller bekommen. Die Lagune von Venedig ist nun leer. :-D

Plötzlich reißt die Regenwolke auf, und ich sehe das erste Mal die ersten Dolomiten-Ausläufer! Was davon der Monte Grappa ist, weiß ich nicht. Es ist aber eh zu spät dafür heute. Ich beschließe aber spontan, noch Asolo mitzunehmen, dass da hinter dem Dunst liegen müsste.

Asolo gehört zu den I borghi più belli d’Italia, also dem Verein der schönsten Orte Italiens. Im nun wieder einsetzenden Nieselregen bin ich davon noch nicht ganz überzeugt ;-)

Es fallen in Asolo aber etliche große, leider private Villen auf. Schön hin oder her, dürfte zumindest ein teurer Ort sein ;-)

Bis Bassano sind es nur noch 20km. Den Monte Grappa sehe ich im Regen nicht, aber der erste Eindruck von Bassano ist prima!

Das Wahrzeichen von Bassano ist (neben den Grappa-Destillen) die Ponte degli Alpini über die Brenta. Nach den nun mehr als 2 Tagen Dauerregen ist die Brenta ganz schön angeschwollen.

Bassano ist voller kleiner Trattorien, Osterien und Bars, die alle nur eine handvoll Tische und ein paar Tagesessen haben. Ich suche mir eines mit Baccalà. Das ist ein Gericht mit gesalzenem und getrockneten Stockfisch ähnlich dem portugiesischem Bacalhau. Da die Zubereitung mit mehrfachem tagelangem Wässern aufwendig ist, bekommt man das nicht oft. Dazu ein Pinot Nero von nebenan, lecker!

Mein Tisch hat interessante Fliesen! Ich sehe das erst beim Verdauungsgrappa, weil ich davor eher aufs Essen konzentriert war ;-)
Insgesamt gefällt mir das gemütliche Bassano sehr, sehr gut.

81km und 470 Höhenmeter, abgesehen von 2 Stunden Dauerregen bei 14 Grad.

Samstag: Bassano - Trient

Heute will ich nach Trient, wenn möglich über die Hochebene Altopiano di Asiago mit den entsprechenden Pässen zur Auf- und Abfahrt. Nach dem Frühstück fallen nur vereinzelt ein paar Regentropfen. Mal sehen...

Nach dem vielen Regen hat mein Rad etwas gelitten. Bisher hatte aber jedes Hotel einen trockenen Fahrradraum oder einen Platz in der Tiefgarage. In den Alpen wird es in Ski-Räumen übernachten dürfen ;-)

Ich fahre heute morgen erst nochmal über die Ponte degli Alpini. Auf der anderen Seite der Brenta liegt die phantastische Villa Angarano Bianchi Michiel -- in der Stadt und Umgebung gibts noch mehr solche Herrenhäuser.

Ich folge erst der Brenta bis Valstagna, und will dann auf die Altopiano di Asiago hinauf.

Offenbar mache ich nicht die Erstbefahrung ;-)

Mich überholen in 1 1/2h vielleicht 10 Autos. Die Straße ist sehr schön, das Wetter ist es nicht -- es fängt wieder an zu schütten.

Selbst mitten im Nirgendwo gibts noch eine Osteria. Super, "Aperto"! Die Tafel kündigt eine Art Gebirgsküche an? Nehme ich, auch wenn es erst kurz nach 11 ist. Vielleicht ist der Regen nach der Mittagspause weitergezogen.

Nonno kocht, Nonna bringt Bier und Essen. Die Pappardelle mit Steinpilzen ist wirklich lecker! :-D

Leider wird der Regen immer heftiger. Na gut, fahre ich halt die 18 Serpentinen wieder runter und nehme den Radweg an der Brenta. In Valstagna regnet es nicht. Die Regenwolke hängt wie festgenagelt über der Bergstraße, von der ich gerade kam.

Durchaus ganz hübsch hier, auch wenn's kein Hochgebirgspass ist :-)

Dass ich heute durch mehrere Herden muss, die mir auf dem gleichen Weg entgegenkommen, verbessert den Geruch von Fahrrad und Hosenbeinen nicht. Glücklicherweise verziehen die Italiener keine Mine, wenn man so Abends am Hotel ankommt ;-)

An sonsten ist hier gerade die Apfelernte in vollem Gange.

Das ist der Lago di Caldonazzo. Trient ist nur noch 20km weiter, und ich sehe auch schon einen vereinzelten Sonnenstrahl ;-)

Nach einem putzigen kleinen Umweg über steile Bergstraßen, alte Bergfestungen und ehemalige Römersteige (danke, lieber Fahrradwegweiser "Via Claudia Augusta") komme ich oberhalb von Castello del Buonconsiglio in Trient an. :-)

Trient gefällt mir ganz außerordentlich! Hier ist gerade ein Halbmarathon, darum sind etliche Straßen in der großen, schönen Altstadt abgesperrt. Wenn die Küche hält, was die Altstadt verspricht, muss ich sowieso nochmal her.

Das Ca' dei Gobi hat eine herausragende Küche. Das Tartar ist typisch für Südtirol, hier serviert mit einem Burrata.

Vom Kellner gelernt: Garstufe "Englisch" heißt auf italienisch "Sangue". Der Kellner mag mich sichtlich, nachdem ich mir viel Mühe gegeben habe, das aus ihm herauszufragen, anstelle das tolle, gut gereifte Filetto di manzo aus dem Klimaschrank einfach "medium" zu bestellen ;-)

117km und 1300 Höhenmeter, 15 Grad, bedeckt, unter Mittag kräftiger Regen.

Sonntag: Trient - Brixen

Heute Mittag muss ich mich in Bozen entscheiden, ob ich nach Meran an der Etsch oder nach Brixen an der Eisack weiter fahre. Meran hieße, morgen Jaufenpass auf 2094m Höhe. Brixen hieße, morgen Brenner auf nur 1400m. An Bozen habe ich große Erwartungen.

Das Wetter spielt erst mal mit. Am kalten Gegenwind könnte ich nörgeln, aber auf solchen Wegen komme ich trotzdem sehr gut voran.

Die Abschnitte neben der Autobahn halten sich in Grenzen. Zwar hat man immer das Brummen der Autos im Ohr, aber die Gegend ist hübsch.

Von Bozen bin ich etwas enttäuscht. Das ist nach dem wunderbaren Trient eher unspektakulär und dafür arg überlaufen.

Dafür bekomme ich hier meine ersten Schlutzkrapfen! Darauf habe ich mich schon gefreut.

Das ist eine von drei Seiten Distillati-Karte! Mich interessiert der Lagrein aus dem Barrique-Fass -- sehr, sehr lecker, und der kalte Wind stört dann auch nicht mehr so. Ist das ein Zufall, dass "Bozen" so ähnlich wie "Booze" geschrieben wird? :-)

Mir fallen in und um Bozen herum völlig ungeübter e-Biker auf, oft auf Leihrädern. Diese zwei brauchen mehrere Anläufe, um überhaupt in den Sattel ihrer Tiefeinsteiger zu kommen. Auweia...

Für morgen, spätestens übermorgen verkündet der Wetterbericht den Weltuntergang (Warnstufe 3 Gewitter und Regen). Da möchte ich nicht auf dem Jaufenpass sein -- ich entscheide mich für den Radweg über die alte Brennerbahn Richtung Brixen, incl. Tunnel und Lawinengalerien.

Bei dem kalten Gegenwind ist mir schon bald nach dem Mittagessen wieder nach Pause in einem kleinen Bauernhaus neben dem Radweg. Sympathischer Familienbetrieb. Der alte Herr bedankt sich mit einem "Vergelt's Gott!" fürs Trinkgeld. Aha, Region ist nun deutschsprachig.

Die Eisack wird langsam immer schmaler, und mein Übernachtungsort Brixen kommt näher. Aber nur, weil ich das Gasselbräu in Klausen auslasse, das mir der alte Herr in der letzten Einkehr wärmstens empfohlen ;-)

Brixen ist eine tolle Überraschung! Das kenne ich eher als einen von vielen Halten an der Brennerstrecke. Aber Brixen war mal Bischofssitz, hat einen großen Dom, eine Hofburg (Bischofsresidenz) und viele kleine Gassen in der Altstadt. Bin begeistert.

Außerdem ist hier gerade Brotfest. Dafür wird auf dem Marktplatz direkt verdroschen, als ich ankomme ;-)

Hachja, Tirol!

Nur mit meinem Hotel bekomme ich ernste Zweifel, als ich einen Apfel als Betthupferl auf dem Kopfkissen entdecke :-O

Als Vorspeise gibts ein kreatives Risotto Carbonara, mit Bacon-Chips und Mozarella. Da an der Wand Auszeichnungen für beste Pizza hängen, wird mein Hauptgang eine fabelhafte Pizza Napoletana. Wenn ich das richtig verstehe, setzt man dafür sogar Sauerteig an.

115km und 610 Höhenmeter, 11 Grad, bedeckt bis leicht bewölkt.

Montag: Brixen - Innsbruck

Heute Abend möchte ich in Innsbruck übernachten. Ab Franzensfeste kenne ich den Radweg schon. Nunja, lässt sich nicht vermeiden.

Um ein Stück Radweg neben der Autobahn zu umgehen, nehme ich den Weg nach Neustift, und biege dann in Schabs Richtung Franzensfeste ab. Aus Neustift kommt der herausragende Barrique-Grappa von gestern Abend :-)

Da ich keine feindlichen Absichten habe, lässt mich Kaiser Franz I von Österreich die 1833 erbaute Franzensfeste passieren ;-)

Das Tal ist hier so eng, dass der Radweg ein ganzes Stück unter der Autobahn verläuft.

Ein Stück danach weitet sich das Tal, die Autobahn verschwenkt nach rechts und der Radweg nach links, und es kommt das erste Mal so richtig Alpenfeeling auf! Ich dürfte hier knapp unter 1000m sein.

Da ich schon mal in Sterzing war, finde ich meine Einkehr fürs Mittagessen auch ohne Navigationsgerät sofort wieder -- Ortseingang, erste rechts, zweite links, dann "Bitte ein Tiroler Tris als Vorspeise und ein Gröstl als Hauptgang!" :-D

An sonsten hat Sterzing noch eine winzigkleine Altstadt und den Zwölferturm aus dem Mittelalter als Sehenswürdigkeit.

Kurz hinter Sterzing geht der Radweg in ein Seitental, um ohne große Steigung auf Höhe zu kommen. Der Schnee reicht schon weit herunter. Ich bin nicht allzu traurig, dass ich Brixen und den Brenner genommen habe, anstelle wie geplant über Meran und den Jaufenpass zu fahren.

Ab Gossensaß ist der Radweg wieder auf der alten Brennerbahn geführt, hat also keinen spürbaren Anstieg mehr.

Eine Neuerung gibts seit meinem letzten Besuch: Das Bahnwärterhäuschen auf Streckenkilometer 232 ist gerade den zweiten Sommer bewirtschaftet. Das nehme ich außerordentlich gern mit ;-)

Der Weltkriegsbunker neben der Bahnstrecke ist so getarnt, dass ich ihn bei meiner ersten Fahrt über den Brenner nicht bemerkt hatte.

Passhöhe erreicht! Der Brenner ist vom Schweregrad her ein Pass für werdende Mütter, 80jährige und Kleinkinder ;-)

Auf der Österreicher Seite gibts keinen Radweg, nur eine schmale Bundesstraße. Wäre bergab kein Problem, wenn da nicht 3 Baustellen wären. Ich stehe mit dem Fahrrad eine Dreiviertelstunde im Stau. Ab Gries finde ich dann zum Glück einen Wanderweg.

Hinter dem Brenner ist es warm, und es gibt Rückenwind. Nach Innsbruck kommt man über eine schöne, kaum befahrene Landstraße über die Dörfer an den Talhängen. Allerdings fährt man die ganze Zeit rauf und runter -- das ist anstrengender als der Brenner selber ;-)

Die Abfahrt durch Igls nach Innsbruck hinein in der Abendsonne ist eine der schönsten, die ich kenne :-D

Ich schaff's auch noch vor Ladenschluss in die Speckeria in der Innenstadt. Davon muss etwas ins Gepäck!

Ich habe schon mal einen Abend in Innsbruck verbracht, damals bei Regen. Innsbruck gefällt mir sehr! Auf dem Bild das Goldene Dachl.

Die Schlutzkrapfen im Altstadt-Schmankerl sind sogar noch besser als die in Bozen. Liegt vielleicht an der größeren Menge brauner Butter ;-)

Ich weiß auch noch, dass man selbst um 21 Uhr noch ein tolles Stück Sachertorte im Cafe Katzung in der Seilergasse bekommt.

102km und 1700 Höhenmeter, 12 Grad vor dem Brenner, 18 Grad dahinter, überwiegend sonnig.

Dienstag: Innsbruck . Bad Tölz

Das Wetter ist heute wieder verdächtig. Ich habe bei der Witterung auch keine allzu große Lust mehr, über Achensee und Tegernsee nach München scheidet daher aus. Aber von Garmisch-Partenkirchen oder von Lenggries käme ich per Bahn mit einmal Umsteigen morgen nach Hause. Ich könnte dafür den Fernpass oder die Buchener Höhe nehmen. Mal sehen, wie sich der Tag anlässt.

Über Innsbruck regnet es schon, als ich losfahre. Darum entscheide ich mich, lieber die nahe Buchener Höhe zu nehmen statt den weiter entfernten Fernpass, und in Mittenwald nochmal ins Regenradar zu schauen.

Der Ort vor mir ist Telfs. Die Buchener Höhe liegt neben dem rechten Gipfel, und dahinter sind Leutasch und mein Mittagessen.

Die Buchener Höhe ist mit 1247m nochmal 200m niedriger als der Brenner. Das wird auf dieser Tour nichts mehr mit richtigen Pässen ;-)

Tschüß, Inn-Tal.

Sei mir gegrüßt, Leutasch-Tal!

In Leutasch könnte man außerhalb der Ski-Saison glatt verhungern. Es ist voller Gasthäuser, die alle geschlossen sind. Ich freue mich sehr, dass ich 10km vor Mittenwald ein offenes finde. Kaspressknödelsuppe und Kaiserschmarrn hatte ich auf dieser Tour noch nicht :-)

Hinter Mittenwald fahre ich ein Stück die Buckelwiesen hinauf. Ich war ja schon mal hier...

...und weiß, dass die Goas-Alm ein superleckeres Ziegenmilch-Eis hat! Außerdem entscheide ich, dass das Wetter zu gut für nur noch 20km bis Garmisch ist. Lieber fahre ich noch 50km bis Bad Tölz. Den Weg über den Sylvensteinspeicher kenne ich auch noch nicht.

Um nach Bad Tölz zu kommen, brauche ich nur dem Isar-Radweg zu folgen. Hier ist die Isar schon. Das Wetter sieht schon wieder merkwürdig aus. Ich will lieber nicht zu sehr bummeln.

Um an den Sylvensteinspeicher zu kommen, fährt man ein ganzes Stück auf einer superbreiten Bundesstraße, auf der es fast keine Autos, aber jede Menge Radfahrer gibt.

Die Isar wird rasch breiter. Hinter Lenggries ist der Isar-Radweg auf Naturpfaden durch die Isar-Auen geführt. Gefällt mir!

Mit den ersten Regentropfen erreiche ich mein Hotel in Bad Tölz. Meine Zeitplanung hat perfekt gepasst.

Die Bayern können Schweinebraten mit Knödeln! Allerdings habe ich nach 120km HUNGER und werde von einem Schwein nicht satt ;-)

Trotz des Regens möchte ich mir noch kurz Bad Tölz anschauen. Ich war auch hier schon einmal. Bad Tölz fällt vor allem durch seine vielen, reich bemalten Häuser auf.

120km und 1100 Höhenmeter, 17 Grad, bewölkt, ein paar Regentropfen.

Mittwoch: Heimreise

Der erste Zug von Bad Tölz nach München fällt aus. In Erwartung der üblichen Bahn-Probleme hatte ich aber 2 Stunden Umsteigezeit geplant. Da der Rechthaler Hof in München einen Leberkäs mit Spiegelei in nur 10 Minuten zaubert, komme ich trotzdem zu einem Mittagessen :-)

Insgesamt war ich inklusive Fahrten am Konferenzort und zum Bahnhof 687km und 5900 Höhenmeter unterwegs. Davon hätte ich 600 Höhenmeter sparen können, da ich an der Auffahrt zum Altopiano di Asiago wegen des Regens umgekehrt bin. Mit so wenig Höhenmetern bin ich noch nie über die Alpen gekommen, aber das Wetter war zu ungemütlich. Weil das um die Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist, hatte ich meine Route auch von vorneherein so gelegt, dass ich interessante Übernachtungsorte auch flach erreichen kann. Die Bahn hätte ich auch nehmen können, aber dafür war das Wetter dann doch nicht schlecht genug. Weil ich der Deutschen Bahn nicht mehr viel Zuverlässigkeit zutraue, hatte ich von Anfang an längere Aufenthalte in München eingeplant und auch gebraucht. Insofern lief alles nach Plan.

Ich hatte mir schon bekannte Orte dabei, wo ich nicht mehr nach einer tollen Einkehr suchen musste (Venedig, Mestre, Treviso, Sterzing, Innsbruck, München, ...). Es waren auch zwei Überraschungen dabei: Bassano und Brixen. Von Bassano hatte ich gar keine Vorstellung, und habe mir den Ort nur ausgesucht, weil er auf halbem Weg zwischen Treviso und Trient liegt. Aber Bassano hat eine wunderschöne Altstadt, ist von großen Villen umgeben, hat viele gemütliche Bars und Restaurants, und die lokalen Weine und Grappas sind ein schönes Extra. Brixen kannte ich bisher nur als eine Haltestelle an der Brenner-Bahnstrecke. Dass es sich um einen Bischofssitz mit Residenzschloss, schöner Altstadt und vielen kleinen Gassen handelt, habe ich erst gemerkt, als ich da war. Trient zählt nur deshalb nicht als Überraschung, weil ich fest davon ausgegangen war, dass es definitiv einen Besuch wert ist -- es war auch eines der Highlights der Tour ;-)

Zurück zur Hauptseite