Ich habe dienstlich in Mestre zu tun, das liegt 10km vor Venedig. Mit dem ersten Mai und zwei Urlaubstagen ergibt sich im Anschluss ein kleiner Zeitpuffer, da könnte man ja mal versuchen, ob man schon über die Alpen kommt? Es ist noch früh im Jahr. Die interessanteren Pässe über den Hauptkamm (Timmelsjoch, Stilfserjoch, ...) haben noch wochenlang Wintersperre. Bleibt der Brenner, also Wipptal (an der Eisack rauf, an der Sill runter). Weil der eher flach und verkehrsreich sein dürfte, will ich so spät wie möglich an die Eisack herunter. Außerdem würde ich gern einen Abend in Treviso und einen in Innsbruck verbringen, wenn sich das zeitlich einrichten lässt. Damit ist der Plan fertig.
Meine tatsächliche Reiseroute ist hier dargestellt. Die Punkte zeigen meine Übernachtungsorte an.
Ich packe Kleidung für Temperaturen von ordentlich Frost bis warm ein, ziehe wieder Winterreifen aufs Reiserad und mache mich auf den Weg. Der Eurocity von München nach Venedig wird von der ÖBB betrieben und hat noch einen richtig schönen, großen Gepäckraum sowie Beinfreiheit und komfortable Sitze in den wohl mindestens 50 Jahre alten, gut gepflegten Wagen. Warum gibts diesen Luxus in den modernen Wagen nicht mehr? Mögen die alten Kästen noch lange rollen!
Mein erstes Abendessen nach der Ankunft ist schon ein Highlight: Gegrillter Tintenfisch, megalecker! Wenn das so weitergeht, wird das wieder eine sehr schöne Reise :-)
Ich habe vor der Tour noch die Gelegenheit, an einem Nachmittag mit dem Rad die paar Kilometer von Mestre nach Venedig zu fahren, und mir Venedig bei Nacht anzuschauen. Früher musste man dafür ein unangenehmes Stück auf der Straße fahren. Mittlerweile beginnt der Fahrradweg nun schon in Mestre und endet in Venedig an einem Fahrradparkhaus. Es hat sich etwas getan!
Bei Einbruch der Dunkelheit, wenn die Tagesgäste weg sind, ist Venedig richtig schön.
Spaghetti Vongole (Venusmuscheln?), sehr lecker! Ich habe ein tolles Ristorante an einem kleinen Seitenkanal neben dem Canal Grande gefunden, das kein Menu Touristico anbietet, sondern sehr ordentliches Essen.
Die Piazza San Marco mit Markusdom und Markusturm, Musik vom Cafe links, und kaum Leute! :-)
Am Nachmittag gehts los. Ich möchte heute in Treviso übernachten. Ich war 2012 schon einmal kurz durch Treviso durchgefahren und habe die Stadt mit ihrer großen Stadtmauer in sehr vielversprechender Erinnerung behalten.
Einen tollen Weg nach Treviso kenne ich auch schon, das ist der alte Treidelpfad entlang der Sile. Das Städtchen hier am Fluß ist Casale.
Einem Schild am Radweg "Osteria" folge ich natürlich gern. Das Wetter macht Lust auf Einkehr ;-)
Kurz vor Treviso liegt der Cimitero dei Burci, also der Barken-Friedhof. Auf den Barken wurden früher Steine vom Steinbruch nach Venedig transportiert. Nachdem der Steinbruch aufgegeben wurde, eroberten Vögel und Schildkröten die ungefähr 20 versinkenden und langsam zerfallenden Barken.
Auch eine Gänsefamilie ist auf den alten Schiffen eingezogen.
Treviso ist eine schöne, typisch italienische Stadt. Und sie besteht nicht nur aus Touristen, sondern fühlt sich authentisch und lebendig an! Es macht viel Spaß, durch die Stadt zu streifen.
Ich mache auch einen Besuch bei der Fontana delle Tette (keine Übersetzung notwendig^^). Das ist ein Trinkbrunnen! Die Leute benutzen den. Grinsend ;-)
Als ich neben einem Lokal stehenbleibe, spricht mich die Köchin an: Sie würden in Michis Ristorante alles frisch zubereiten und in einer halben Stunde öffnen. Was für eine phantastische, kreative italienische Küche! Auf dem Bild eine Art heißer Crepe, auf dem in Scheiben geschnittener Büffelmozarella leicht anschmilzt, darüber Schinken, und etwas Dressing -- hier stimmt einfach alles, zu schade dass ich nach 4 Gängen satt bin!
Sehr satt und sehr zufrieden schaue ich mir noch ein bisschen Treviso an. Bei der nächsten Gelegenheit lege ich hier wieder eine Übernachtung ein. Die Stadt hat mich jetzt schon das zweite Mal sehr freundlich empfangen, und viel zu bieten.
62km, Maximalhöhe 99m, sonnig und warm.
Ich verlasse Treviso durch das Thomas-Tor, und überlege erst mal auf einer Bank, wo ich als nächstes Übernachten möchte. Ich dürfte heute noch ins Gebirge kommen. Mein erster größerer Pass wird der Passo Rolle. Den schaffe ich heute aber zeitlich nicht. Ich bin auch nicht so wild darauf, in einem einsamen Hotel an der Passstraße die Nacht zu verbringen. Feltre mit seinen vielen Palazzos sieht auf der Karte aber interessant aus, das nehme ich mir als Tagesziel.
Nach 20km Flachstrecke ab Treviso sehe ich diese Radwegweiser in Volpagno del Montello. Die Fahrrad-Infrastruktur ist mittlerweile wirklich verblüffend gut. Welchen Weg nehme ich? Klar, den im Hintergrund, der bergauf führt, zur Strada del Vino del Montello! Ist Montello nicht ein Käse?
Nach dem passieren der höchsten Stelle (S. Maria della Vittoria, 360m) und einer hübschen kleinen Abfahrt stehe ich bei Nervesa am Ufer der Piave. Bis Feltre der Piave folgen ist mir zu langweilig, und ich habe auch noch Zeit.
Erst mal geht es durch eine liebliche Gegend mit Weingütern, Burgen und kleinen Städtchen.
Der Spaß beginnt in Gestalt des Passo del Praderadego (910m), der auf Quäldich völlig zu Recht drei von fünf Härte- und Schönheits-Punkten bekommen hat. Der Pass ist nahezu völlig unbefahren, schmal, und im oberen Teil in eine Felswand hineingebaut :-)
Nach der Abfahrt bin ich wieder im Piave-Tal, und habe jetzt auch endlich richtige Berge vor der Nase! Sieht schon mal vielversprechend aus. Google meint, das wären die Belluneser Dolomiten.
Durch den kleinen Abstecher über den Praderadego-Pass komme ich genau rechtzeitig zum Abendessen in Feltre an. Feltre ist eine dieser italienischen Städte, die auf einem Felssporn liegen und zur Hälfte aus Treppen zu bestehen scheinen. Das verschlafene Örtchen wurde noch nicht recht vom Tourismus entdeckt, daher ist es hier deutlich ruhiger als in Treviso.
Abendessen gibts in einer Birraria, bei der allein die Grappa-Karte 8 Seiten hat. Wie üblich bestelle ich das, worunter ich mir am wenigsten vorstellen kann. Die "Glamour"-Pizza, die ich als zweiten Hauptgang ordere, hat einen besonders knusprigen Teig, Oliven und eingelegte Tomaten, zwei Sardellenfilets und einen Burrata in der Mitte, aber keine Tomatensauce -- habe das richtige bestellt, es ist außerordentlich lecker ;-)
Nach Einbruch der Dunkelheit entfalten die teilweise nur wenig sanierten Palazzos in den steilen, schmalen Kopfsteinpflasterstraßen eine Menge Charme.
Eine kleine Prosciutteria mit Käse, Salami, Schinken -- gibts eigentlich Fahrradtaschen mit eingebautem Kühlschrank?
106km und 1650 Höhenmeter, Maximalhöhe 922m, warm und sonnig
Heute steht mein erster ernsthafter Pass auf dem Programm, der Passo Rolle (1970m). Bin ein bisschen aufgeregt - endlich mal wieder ein echter Alpenpass, und das so früh im Jahr! Unten im Tal gibts jedenfalls jede Menge Rennradfahrer.
Das ist der Lago dello Schener. Wetter ideal zum radfahren, windstill und nicht allzu kalt.
Ein paar km hinter dem See beginnt sogar ein sehr gut ausgebauter Radweg. Auf dem Bild müsste Imer oder Mezzano sein. Ein kurzer Vergleich der Höhenangaben zeigt: Mein Pass ist ca. 200m niedriger als die höchste Zinne des schroffen Berges im Hintergrund. Da kommt etwas auf mich zu. Die Rennradfahrer sind auch alle verschwunden, als es bergauf geht :-)
Zwischen Siror und San Martino scheint der Radweg nagelneu zu sein. Die Straße hat Serpentinen, der Radweg überwindet die 800 Höhenmeter bis San Martino fast auf dem direkten Weg, mit vielen 18%-Rampen. Sogar eine Hängebrücke ist dabei! Ab 20% Steigung schiebe ich nun auch. In San Martino bin ich fix und fertig, dabei fehlen noch 500 Höhenmeter bis zur Passhöhe.
Darum suche ich mir in San Martino erst mal ein Mittagessen. Zur Ski-Saison ist hier vermutlich die Hölle los, jetzt hat bis auf eine Bar (mit lecker Panini) nichts offen. Wird auch langsam frisch.
Was habe ich mir Sorgen gemacht? Die Passtraße mit ihren mickrigen 8%-Anstiegen fahre ich auch mit brennenden Oberschenkeln gemütlich im 3. oder 4. Gang hoch. Es gibt auch kaum Verkehr. Warum bin ich nicht von Anfang an auf der Straße geblieben? ;-)
An der Straße auch immer wieder Hinweistafeln für Radfahrer, mit Höhe, Entfernung zum Pass und aktuellen Steigungsprozenten. Bei 6,1% hätte ich die nicht gebraucht. Aber die wirklich gute Fahrradinfrastruktur hier in dieser Ecke Italiens überrascht mich sehr positiv. Auch die Autofahrer sind nett zu Radfahrern, und überholen vorsichtig.
Auf genau solche Straßen habe ich gehofft. Einfach genial! :-D
Das ist er, der Rolle-Pass! Ich höre eine Menge Murmeltiere, aber sehe keines. Jetzt gehts erst mal von 2000m auf 1000m runter, dann nochmal auf 1150m rauf, dann habe ich mein Hotel erreicht!
Mein Hotel liegt in Forno, im Fassatal kurz hinter Predazzo. Der Borkenkäfer hat sich auch schon bis hierher vorgearbeitet. Der Wirt erzählt mir, dass hier in ein, zwei Jahren keine Fichte mehr stehen wird, wenn das weiterhin zu trocken bleibt.
Im Hotel fragt man mich, ob ich die Sauna nutzen möchte. Die wäre sogar für mich reserviert. Eigenlich bin ich ja eher müde, aber ich lasse mich überreden. Die Sauna entpuppt sich dann als ein toller Spa-Bereich mit finnischer Sauna, Dampfbad, Schwalldusche und sogar einer Eiskammer! Über letztere freuen sich meine Beine gerade ganz besonders ;-)
87km und 1950 Höhenmeter, Maximalhöhe 1980m, locker bewölkt und frisch
Heute habe ich zwei Möglichkeiten: Karerpass und Nigerpass (1774m), oder Sellajoch (2218m). Es ist Sonntag und weder Ski- noch Motorradsaison. Ich entscheide mich für die breite Straße auf das höhere Sellajoch. Zunächst gehts aber gemütlich über einen Radweg durch das Aviso-Tal.
Ab Canazei gehts dann auf die Passtraße. Ab hier nur noch gut 900m Höhendifferenz bis Passhöhe.
Die Passauffahrt ist der Hammer! Das vor mir müssten die Torri del Sella sein - die Straße ist atemberaubend schön, heute sehr wenig befahren und auch nicht steil. 10%-Rampen sind selten.
Oben auf dem Sella-Joch hagelts. Ich freue mich, dass ich Winterreifen aufgezogen, warme Sachen dabei und mich für die wasserdichte Kamera entschieden habe ;-)
Auf über 2200m hat der Frühling noch nicht so richtig angefangen.
Erst mal gehts ins Val Gardena hinunter. Ich beschließe, dass jetzt der Zeitpunkt für meine warme und vor allem auch trockene Thermo-Fahrradhose gekommen ist, desgleichen für die Winterhandschuhe. Regensachen habe ich sowieso schon an.
An der Landschaft kann man sich gar nicht satt sehen. Egal obs regnet oder hagelt ;-)
Ich könnte jetzt immer bergab ins Wipptal an die Eisack Richtung Brenner rollern. Ich könnte aber auch noch eine Weile oben bleiben und das Grödner Joch (2121m) mitnehmen und dann ins Pustertal runter. Die Entscheidung ist sehr leicht^^
Auf dem Bild die Straße vom Sella-Joch zum Grödner Joch. Habe ich oft genug erwähnt, dass die Landschaft einfach der Hammer ist? Es regnet jetzt auch nur noch leicht. Die Regenwolke möchte Richtung Eisack ;-)
Blick vom Grödner Joch. Hmm, Regen voraus - ich will mich mal nicht so beeilen. Außerdem habe ich sowies Hunger, und suche nach einer offenen Einkehr.
Die Straße hat tolle Kurven! Die erste offene Bar unten im Tal ist meine.
Beim Mittagessen suche ich nach einer Übernachtung. Mich macht ein Gasthof in Ehrenburg in der Nähe von Bruneck neugierig, unterhalb eines Schlosses. Dafür muss ich nur noch ein Stückchen das Gadertal hinunter und dann links. Da das nicht mehr allzu weit entfernt ist, nehme ich gern ein paar unbefestigte Wege direkt am Fluß, anstelle die Straße oberhalb.
Ehrenburg erreicht! Den nächsten Regen allerdings auch ;-)
Mein Gasthof ist aus dem 13. Jahrhundert und hat eine Zentralheizung, bei der alle beheizten Räume um einen zentralen Kamin mit einer Feuerstelle pro Etage angelegt sind. Der Koch freut sich, dass ich mich für die einheimische Küche interessiere. Er erzählt mir, dass es Blutnudeln mit Graukäse im weiten Umkreis nirgends mehr gibt - trifft vermutlich nicht jeden Geschmack ;-)
Die rotgetigerte Gasthofkatze übernimmt den Posten des Reiseleiters, geht mit mir nach dem Essen durch Ehrenburg und zeigt mir die lokalen Sehenswürdigkeiten, hier die Wallfahrtskirche.
Das ist Schloss Ehrenburg!
91km und 1550 Höhenmeter, Maximalhöhe 2244m, streckenweise Regen und Hagel
Heute komme ich nicht mehr um den Brenner herum. Erst mal geht es jedoch durch das regnerische Pustertal.
Ich bin Radfahrer Nummer 10 ;-)
Ein bisschen merkwürdig finde ich diesen Reim schon...
Schloss Rodeck in den Wolken, vom Stöcklvater aus gesehen. Das Wipptal mit der Auffahrt zum Brenner beginnt unmittelbar dahinter.
Der Radweg auf der italienischen Seite des Brenners ist hier ungefähr genauso spannend, wie ich mir das vorgestellt habe: Immer neben Landstraße, Autobahn und Eisenbahn, sehr laut, mit Regen als zusätzlichem Plus ;-)
Darauf erst mal ein Mittagessen in Sterzing! Es gibt Tiroler Tris, also Speckknödel, Schlutzkrapfen und Käseknödel. (Und noch ein Rinderfilet mit Gorgonzola-Sauce, ich will ja nicht verhungern^^)
Die Sehenswürdigkeit von Sterzing ist der Zwölferturm in der Altstadt. Und es hat sogar auf gehört zu regnen!
Ab Sterzing sinds noch ungefähr 400 Höhenmeter bis zum Brenner auf 1370m. Der Radweg ist einigermaßen befahren, aber nicht jeder hat noch Puste. Ob die Schleppleine wirklich hilft? ;-)
Überraschenderweise wird der Radweg hinter Sterzing auf einmal tatsächlich schön! Zuerst geht es ins Fernerbachtal hinein.
Danach ist der Radweg über eine ehemalige Bahntrasse mit drei Tunneln abseits des Verkehrs weitergeführt.
Auf der Österreicher Seite des Brenners hat man zunächst 10 Kilometer Landstraße vor sich. Ab Steinach besteht dann die Möglichkeit, über Kleinstraßen auf der östlichen Talseite verkehrsarm bis Innsbruck weiterzufahren. Dafür geht es dort aber durchaus auf und ab. Meine spezielle Motivation war diese Regenwand, die mir dicht auf den Fersen blieb.
Blick nach vorn: Das Wetter über Innsbruck hinter diesem Hügel sieht auch nicht besser aus ;-)
Innsbruck erreicht! Mir gefällt die Stadt ebenfalls sehr. Leider wegen des 1. Mai heute etwas ausgestorben, aber sehr schön. Auch hier komme ich gern nochmal her.
In Österreich findet man auch nach 20 Uhr an einem Feiertag noch ein geöffnetes Cafe, in dem man eine Sachertorte bekommt. Mit Sahne! :-)
Das Tiroler Gegenstück zur italienischen Prosciutteria ist eine Speckeria :-D
Auch im Regen ist Innsbruck ganz stimmungsvoll. Gefällt mir hier sehr!
111km und 1500 Höhenmeter, Maximalhöhe 1385m, regnerisch
Der Tag startet wieder mit Regen. Mein Plan heute: von Innsbruck über Telfs, den Buchener Sattel und Mittenwald nach Garmisch-Partenkirchen. Das Stück Inn-Radweg bis Telfs bin ich schon 2019 in umgekehrter Richtung gefahren, als ich über Kühtai-Pass und Timmelsjoch weiter wollte. Hinter Innsbruck verläuft der Radweg ein Stück parallel zur Autobahn, danach wirds ganz hübsch.
Bei leichtem Regen gehts ab Telfs zum Buchener Sattel (1256m) hinauf. Ab Abzweig Baierbach hört auch der Autoverkehr fast völlig auf. Die Österreicher fahren nicht so angenehm wie die Italiener. Noch ein letzter Blick zurück ins Inntal ;-)
Der Buchener Sattel hat nur 650 Höhenmeter ab Telfs, das ist auch bei Nieselregen in unter 90 Minuten erledigt.
Danach ist man genauso flott im Leutasch-Tal. Weit außerhalb der Saison ist hier jede Einkehr geschlossen. Weil ich Hunger habe, spare ich mir auch einen Besuch der Leutasch-Klamm, und sause direkt bis Mittenwald durch.
Mittenwald liegt zwei, drei Kilometer von der Österreicher Grenze entfernt. Man merkt sofort, dass man wieder in Deutschland ist, weil der Handyempfang praktisch sofort weg ist. Dafür finde ich eine tolle Einkehr mit einem megaleckeren Kaiserschmarrn!
Auch in Mittenwald war ich 2019 schon mal; der Ort gefällt mir sehr. Und er hat die höchstgelegene Brauerei Deutschlands ;-)
Weil ich nach dem Kaiserschmarrn ganz schön vollgefuttert bin (war nicht der einzige Gang^^), baue ich noch einen Umweg über Krün und den Barmsee ein, bevor ich Garmisch ansteuere.
Der Radweg ist ganz hübsch, aber das Wetter ist es heute (wieder) nicht.
Garmisch selber ist wohl nur in der Wintersaison sehenswert. Reißt mich nicht vom Stuhl, aber ich bin ja auch nur zum Essen und Schlafen hier. Morgen Vormittag geht mein Zug nach Hause.
94km und 1000 Höhenmeter, Maximalhöhe 1262m, regnerisch
Ich habe ungefähr 600km und 8000 Höhenmeter zurückgelegt, wenn ich auch die Fahrt von/zum Bahnhof und die viele Lauferei in Venedig und den anderen Städten dazuzähle. Zwar hatte ich dreieinhalb Tage regnerisches Wetter, aber das war für Ende April in den Alpen zu erwarten. Entsprechende Kleidung und Ausrüstung hatte ich ja dabei. Etwas Alpenerfahrung ist da wirklich hilfreich, um einzuschätzen, was machbar ist und was nicht. Mein Fahrrad hat jetzt jedenfalls etwas Liebe nötig ;-)
Insgesamt hat meine Tour super funktioniert, von Anfang bis Ende! Es war eine sehr gute Idee, nicht unbedingt die gefahrene Strecke zu maximieren, sondern eher zu bummeln, um dann dafür Abends durch Treviso, Feltre und Innsbruck streifen zu können. Bei den Unterkünften hatte ich eine schöne Mischung erwischt, von einem Traditionshaus, das halb in die Stadtmauer von Treviso eingebaut ist, über ein nagelneues 4-Sterne-Hotel mit tollem Spa-Bereich an einer einsamen Landstraße, bis zu einem Gasthof aus dem 13. Jh unterhalb eines Schlosses. Es waren auch einige wirklich herausragende Abendessen dabei.
Der Brenner ist ok, aber den fährt man wohl wirklich nur, um aus eigener Kraft von A nach B zu kommen. Da könnte man auch die Bahn nehmen. Die italienischen Autofahrer sind lieber zu Radfahrern als die Österreicher, aber das könnte auch daran gelegen haben, dass ich in der Nähe von Innsbruck in einem Ballungsraum unterwegs war. Die Dolomiten sind jedenfalls landschaftlich unglaublich! Ich will da wieder hin. Gern auch ohne Regen oder Hagel. Ein paar Pässe stehen ja auch noch aus ;-)