Über Hunsrück, Taunus, Rhön und Thüringer Wald nach Leipzig 2025

B. lädt jedes Jahr in den Hunsrück ein, eine kleine Radtour drehen und Hunsrücker Klöße essen. Die sind etwas besonderes, sagt B. Dieses Jahr passt es zeitlich, also möchte ich mal schauen, ob das stimmt. Außerdem solls in diesem Jahr besseres Wetter haben als bei den Hunsrücker-Klöße-Touren der letzten Jahre. Dann will ich gern zurück nach Leipzig radeln -- das sind nur ungefähr 650km, also nicht allzu weit. Aus den Touren der letzten Jahre weiß ich, dass Hessen eine prima Radelgegend ist. Darum klicke ich mir eine Route zusammen, die sich nicht mit den letzten Touren überschneidet, und buche eine Fahrkarte nach Mainz.

Selbstverständlich halte ich mich mal wieder nicht an meine Planung. Mein tatsächliche Reiseroute ist hier dargestellt. Die gelben Punkte zeigen meine Übernachtungsorte an.

Freitag: Mainz-Simmern

Nach Mainz gibts eine Direktverbindung (bei der aktuellen Unzuverlässigkeit der DB ein klares Plus), und es sind nur ungefähr 75km bis Simmern. Da die Wettervorhersage auf einmal von "tolles Spätsommerwetter" auf "lasset alle Hoffnung fahren" umschwenkt, buche ich mir doch noch ein Hotelzimmer -- eigentlich wollte ich gern zelten.

Ich erwische wieder einen der ICE, in der die Fahrradhalterung so eng ist, dass ich eine Weile Tetris spielen muss, bis das Rad hängt. Eine umstiegsfreie Verbindung war eine richtig gute Idee -- der Zug ist voller saurer Fahrgäste, die wegen 25 Minuten Verspätung ihre Anschusszüge nach Basel und Paris verpassen und anderthalb Stunden in Frankfurt herumstehen dürfen.

Wer immer in Mainz für die Radwege verantwortlich ist, hasst Radfahrer. Die Wege sind superschmal, holprig, teilweise zugewachsen, und des öfteren steht ein Verkehrsschild oder eine Ampel mittendrauf und machts noch schmaler. Ich freue mich, sobald ich da heraus und am Rheinradweg bin. Es ist warm, mit kräftigem Gegenwind.

Wer pult eigentlich Schafen Abends die Kletten aus dem Fell? Oder bleiben die drin?

Nach einer stärkenden Rieslingschorle komme ich gut voran. Hier ist schon Rüdesheim mit dem Kloster der Hildegard auf dem Weinberg. Mein Plan B für schlechtes Wetter besteht darin, hier Quartier aufzuschlagen und zu testen, ob die lokalen Weine immernoch schmecken ;-)

Über das Heimbachtal verlasse ich den Rheinradweg Richtung Rheinböllen. Sieht schon recht hunsrückig aus hier ;-)

Oh, hoppla -- wo kommt denn so schnell der Platzregen her? Ich schaffe es kaum in meine Regensachen, da erwischt mich kurz vor Simmern ein kurzer, heftiger Wolkenbruch.

Nach 78km und mit nur einem Baguette als Mittagessen habe ich Hunger. Ein 700g-Tomahawk-Steak im Steakhaus in Simmern kommt mir da gerade recht. Als ich das leztzte Mal durch Simmern kam, hatte nur der Dönermann am Markt offen.

Vollgefuttert gehe ich zur Verdauung ein bisschen spazieren. Im Durchgang in der Fußgängerzone vor GiGis Pizzeria singen zwei Italiener italienische Schlager aus den 80ern, und es gibt einen Stand mit Aperol -- Stimmung super, Simmern gefällt mir richtig gut!

78 km und 750 Höhenmeter, 16-20 Grad, krasser Gegenwind, sonnig bis Wolkenbruch.

Samstag: Hunsrücker-Klöße-Tour

Heute möchte ich mich mit Freunden treffen, einen Rundkurs durch den Hunsrück radeln und vor allem: die Klöße probieren. Mein Gepäck bleibt im Hotel.

Auf dem Weg zum Treffpunkt in Argenthal sieht der Himmel schon wieder verdächtig aus.

Selbstverständlich werden wir naß. Mehrmals sogar. Da kommt ein Tunnel gerade recht -- der Schinderhannes-Radweg verläuft auf der ehemaligen Bahntrasse der Hunsrückbahn.

Hundheim, Gemeinde Bell? Immerhin heißt der Landkreis nicht "Wuff" :-)

Da rauscht schon das nächste Regengebiet heran.

Unser Ziel, Kirchheim, ist zum Glück schon in greifbarer Nähe.

Da sind sie: Hunsrücker Klöße! Gefüllt mit Hackfleisch, Speck und manchmal Leberwurst, dazu eine Specksauce, Sauerkraut und Apfelmus. Erinnert an die saarländische Küche, schmeckt aber wesentlich besser als Hoorische. Bin sehr zufrieden ;-)

Weil wir alle aufgegessen haben, spielt nach dem Mittagessen auch das Wetter wieder richtig mit.

Ich übernachte wieder in Simmern. Die örtliche Sparkasse hat ein Denkmal von einem Schweinediebstahl gesponsert, der 300 Jahre her ist. Es ist schon sehr ländlich hier ;-)

81 km und 950 Höhenmeter, 15-21 Grad, Regenschauer bis leicht bewölkt.

Sonntag: Simmern-Bad Camberg

Gestern war sehr schön, aber ich freue mich trotzdem, das ich wieder ein bisschen flotter Kilometer machen kann. Plan für heute: Über St. Goar und den Taunus bis Bad Camberg. Da bin ich im Frühjahr dran vorbei gefahren und fand es hübsch.

Heute starte ich gleich wieder auf dem Schinderhannes-Bahntrassenradweg. Das Wetter sieht schon wieder verdächtig aus. Es fallen immer mal wieder drei Tropfen, und es ist windig.

Wer hat in Pfalzfeld diese Statue mit dem Kopf eines keltischen Schamanen an den Radweg gestellt? Die Ähnlichkeit zu der Schamanenstatue, die man am Glauberg gefunden hat, ist nicht zu übersehen.

Vom Schinderhannes-Radweg nach St. Goar ins Rheintal hinunter sind es 400m Höhendifferenz. Bei dem kräftigen Südwind ist es nicht ganz leicht, Richtung Osten die Spur zu halten. Zum Glück ist die Landstraße praktisch unbefahren.

Blick von der Burg Rheinfels nach St. Goarshausen herüber. Irgendwo da rechts hinter der Mauer verbirgt sich doch der Loreley-Felsen? Ich bin gerade überglücklich, dass ich die Gelegenheit habe, mal wieder das Obere Mittelrheintal zu besuchen :-)

Erst mal gehts mit der Fähre nach St. Goarshausen. Hier mein Blick von der Fähre auf Burg Rheinfels. Eigentlich will ich dann das Hasenbachtal rauf.

Die Loreley lockt aber nicht nur Schiffer, sondern auch Radfahrer. Das hier ist jetzt der Blick von der Loreley auf den Campingplatz von St. Goar (links) und St. Goarshausen (rechts). Nicht, dass ich hier nicht schon gewesen wäre, aber es ist einfach toll hier!

Wird Zeit für Mittagessen. Fahre ich halt nochmal nach St. Goarshausen hinunter. Nach einem tellerfüllenden Schnitzel mit Pfifferlingen habe ich noch Lust auf Spundekäs als Dessert -- so etwas bekomme ich in Leipzig nicht ;-)

Der Taunus ist wirklich hübsch! Das letzte Mal bin ich über Katzenelnbogen gefahren. Diemal halte ich mich etwas südlicher, über Nastätten und Kettenbach. Das Wetter spielt auch wieder mit. Den Regen und den Wind habe ich im Hunsrück gelassen.

Oder sollte ich sagen: Spielte mit? Was sich da über dem Großen Feldberg zusammenbraut, sieht nicht gut aus. Zum Glück ist mein Tagesziel Bad Camberg nur noch 30km und drei Höhenzüge weiter.

In Bad Camberg gibts Hirsch-Burger! Lecker, das Restaurant "Estragon" kann etwas!

Aber warum hängt hier dieser Spruch in der Ecke? Das Essen gab jedenfalls keinen Anlass zu Leid und Klage :-D

Bad Camberg ist ein typisches kleines hessisches Fachwerkstädtchen. Hübsch, gepflegt, ein paar gemütliche Biergärten und Freisitze, nicht überlaufen aber auch nicht ausgestorben, genau sowas habe ich gesucht :-)

Ich frage mich, wie man in den Fachwerkhäusern schlafen kann, ohne aus dem Bett zu rollen. Jedes dritte Haus hier ist so krumm.

119 km und 1700 Höhenmeter, 16-23 Grad, ein paar Regentropfen, wolkig bis leicht bewölkt.

Montag: Bad Camberg-Büdingen

Nachdem ich gestern den höchsten Berg des Taunus, den Großen Feldberg, gesehen habe, auf dem ich noch nicht gewesen bin, will ich da auch hinauf. Was interessiert mich meine geplante Route? Ich werde schon irgendwo ankommen ;-)

Tschüß Bad Camberg! Der Himmel sieht schon wieder ganz schön verdächtig aus.

In dieser Regenwolke müsste der Große Feldberg stecken. Ich sehe ihn jedenfals nicht ;-)

Zum Glück ist der Regen nur von kurzer Dauer. Wer hat den Radweg von Glashütte rauf zum Roten Kreuz über einen schottrigen Waldweg mit über 20% Steigung geführt? Ich schiebe eine ganze Weile und nehme dann ab Rotes Kreuz lieder die Feldbergstraße als den Waldweg.

Oben! Nachdem ich dieses Jahr schon mal über die Alpen geradelt bin, finde ich den Aufstieg auf 879m recht gemütlich ;-)

Die dichte Wolkendecke ist zum Greifen nah. Es ist zum Glück windig genug, dass die Wolken flott vorbei ziehen. Ich habe darum immer mal wieder eine Lücke mit Fernsicht.

Da Montag ist, haben sämtliche Einrichtungen auf dem Großen Feldberg geschlossen. Ich finde aber 5km weiter am "Sandplacken" ein Restaurant mit rumänischer Küche. Das fühlt sich authentisch rumänisch an: Einrichtung abgenutzt aber sauber, Polenta mit Hirtenkäse ordentlich zum Sattwerden, Personal gut gelaunt, und es war definitiv ein Fehler, in die rote Schote zu beißen ;-)

Nach Sandplacken bleibe ich noch ein bisschen auf dem Höhenweg, der hier zum Limes-Radweg gehört. Die Hochhäuser da unter der dicken Regenwolke gehören zu Frankfurt am Main.

Der Weg wechselt immer mal wieder die Seite des Bergrückens -- das hier ist der Blick in den Taunus. Fährt sich prima. Ich beschließe dem Weg noch eine ganze Weile zu folgen und dann in Büdingen zu übernachten, weil das auf der Landkarte reizvoll aussieht.

Das hier ist das vom Kaiser Wilhelm II wiederaufgebaute Römerkastell Saalburg. Germanen, überfallt das an einem Montag, dann ist es wegen des Ruhetags nicht verteidigt ;-)

Kaum vom Hohen Taunus herunter, zack, Wetterau! Drastischer kann sich die Landschaft kaum ändern ;-)

Die Landkarte hat nicht getrogen: Büdingen mit seiner Stadtmauer und Altstadt ist ganz große Klasse!

Wenn ich mir das Torhaus vom Büdinger Schloss so anschaue, habe ich den Verdacht, dass der Künstler sein Wissen über Hirsche aus Bambi und anderen Disney-Filmen hat :-D

Empfehlung vom Hotel: Gehen Sie nicht in den Italiener mit dem schönen Biergarten, sondern ins La Locanda, da ist die Küche besser. Eine Pinsa Romana habe ich bisher noch nicht gegessen, und bin direkt begeistert! Das ist ein außen knuspriger, innen fluffiger Sauerteigfladen.

Abends probt der örtliche Gesangsverein. Ich überlege, ob ich zuhöre, aber die Leutchen scheinen nur ihr eines eingeübtes Stück herunterzusingen und dann direkt zum feuchtfröhlichen Teil des Abends überzugehen ;-)

97 km und 1300 Höhenmeter, 15-22 Grad, Regenschauer bis bewölkt.

Dienstag: Büdingen-Hünfeld

Ich bin nun weit ab von meiner geplanten Route, und will mich einfach Richtung Osten durchschlagen. Etwas südlich lande ich im Kinzig-Tal und in Fulda, kenne ich schon. Etwas nördlich komme ich bei Lauterbach und Schlitz heraus, kenne ich auch schon. Dazwischen gibts den Vulkanradweg -- Plan für heute steht!

Als erstes muss ich dafür aus der Wetterau heraus und in die Vogelsberg-Vulkanregion.

Bei Selters komme ich auf den Vulkanradweg, die Bahntrasse der ehemaligen Oberwaldbahn.

Awww! Den Trecker oder Radlader hat der Bauer entsorgt, aber den Lieblingsschlafplatz für die Miez dabehalten :-)

Das Gasthaus in Hartmannshain am höchsten Punkt des Vulkanradwegs hat geschlossen. Darum fahre ich noch ein paar hundert Meter auf die Herchenhainer Höhe, und bekomme eine selbstgekochte Linsensuppe bei so einer Aussicht! Die Vogelschmiede hat regionaler Produkte, selbstgebackenes Brot, Klangschalenkonzerte etc. Mein Angebot, beim Abspülen zu helfen, schlagen die Mädels aber aus :-)

Auf 500m herrscht auf den Freiflächen ein kräftiger Wind. Es regnet auch ein paar Mal, aber nur leicht und kurz. Damit kann ich eher leben als mit dem Wind, der ist ganz schön kalt.

Ich verlasse den Vulkanradweg bei Ilbeshausen und fahre ins Fulda-Tal hinunter. Hier ists auf einmal warm, windgeschützt und sonnig -- was für ein Kontrast!

Ein Hoch auf den Schützenverein, der hier einen Kühlschrank mit Kasse des Vertrauens an den Radweg gestellt hat!

Bei Fraurombach verlasse ich die Fulda. Ich hatte mir noch auf der Herchenhainer Höhe eine Übernachtung in Hünfeld gebucht.

Hinter Oberrombach muss man nach Hünfeld bloß noch ins Haune-Tal hinunter. Im Hintergrund schon die ersten Höhenzüge der Rhön.

Ich frage an der Hotelrezeption, was ich mir in Hünfeld unbedingt anschauen muss: "Hier gibts das Zuse-Museum, aber das ist gerade zu. An sonsten ist hier nichts, tut mir wirklich leid" -- egal, ich finds recht gemütlich hier ;-)

Erst recht, wenn ich mir das Essen vom Italiener so anschaue. Das hier ist meine Vorspeise, im Parma-Schinken gegrillter Mozzarella. Lecker!

115 km und 1300 Höhenmeter, 16-20 Grad, bewölkt.

Mittwoch: Hünfeld-Suhl

Wenn ich schon auf der höchsten Erhebung im Taunus war, kann ich mir auch die höchste Erhebung der Rhön, die Wasserkuppe, gönnen. Die Aussicht auf eine weitere Bergankunft im Regen kann mich auch nicht schrecken.

Eine halbe Stunde nach dem losfahren: Kräftiger Regen und Wind, was für eine Überraschung :-)

Mein erstes Ziel heute ist der Milseburgtunnel, der im Sommer Teil des Milseburgradwegs und im Herbst und Winter Fledermausquartier ist. Der Tunnel ist satte 1172m lang, und regensicher ;-)

Da in der Regenwolke muss die Wasserkuppe stecken. Sieht irgendwie genaus aus wie gestern ;-)

Schon oben auf der Wasserkuppe auf 950m. Höchster Berg der Rhön und höchste Erhebung Hessens hin oder her, der Anstieg war wirklich nicht der Rede wert ;-)

Auch zu diesem Bild kann ich das gleiche schreiben wie gestern: Dichte Wolken zum greifen nah, ordentlich Wind, und immer mal wieder eine Lücke, bei der man ein bisschen Fernsicht hat :-)

Das Plateau der Wasserkuppe ist groß. Ich habe beim Mittagessen Auswahl zwischen der Märchenwiesenhütte am Rutschenparadies, einem Imbiss namens Lottis Futterkiste, und der Kantine der Fliegerschule. Ich entscheide mich für letzteres und freue mich über einen Eimer Gulaschsuppe, Hirsch-Leberkäse und gut gelauntes Personal. Bei dem Wetter allerdings kein Flugbetrieb ;-)

Das Rote Moor wird gerade erst wieder renaturiert. Ich finde den Holzbohlenweg ein bisschen übertrieben für ein Stück Wald mit Heidelbeerströuchern -- vielleicht holt man sich in 10 Jahren hier mal nasse Füße ;-)

Die Hochrhönstraße auf etwas über 400m Höhe ist so ein richtiges Wow-Erlebnis! Der Regen hat sich auch verzogen.

Nach einem kurzen Abzweig komme ich an der Thüringer Hütte im Dreiländereck Hessen/Franken/Thüringen vorbei und muss direkt nochmal einkehren. Bei der Aussicht geht Dessert immer!

Die Deutsch-Deutsche Grenze ist immernoch zu erkennen.

So, Thüringen. Im Hintergrund erhebt sich vor den sanften Hügeln der letzten Rhön-Ausläufer auch schon der Thüringer Wald. Nach den höchsten Erhebungen von Taunus und Rhön vielleicht noch der höchste Punkt vom Thüringer Wald? Heute Abend mal in die Karte schauen.

Ich folge dem Haseltal-Radweg bis Suhl, meinen Abendquartier. Die Ausschilderung sagt, der Haseltal-Radweg hat über Zella-Mehlis Anschluss an den Rennsteig. Klingt nach einem guten Plan für morgen :-)

Wird langsam Herbst.

Ich habe mir schon heute Nachmittag einen Platz im Aussichtsrestaurant in der 16. Etage vom City-Hochhaus reserviert. Das Hochhaus steht in der Mitte des Talkessels, in dem Suhl liegt, und bietet eine phantastische Aussicht in der Abenddämmerung!

Die Aussicht konkurriert allerdings heftig mit dem Blick auf einen hervorragenden Sauerbraten mit Thüringer Klößen ;-)

Ich werfe heute Abend auch nochmal einen Blick durch die Scheibe ins Fahrzeugmuseum Suhl mit seiner Simson-Ausstellung. An sonsten gibts in Suhl auch eher nicht so viel zu sehen, die Fußgängerzone ist (im Gegensatz zu Hünfeld) völlig ausgestorben.

111 km und 1450 Höhenmeter, 16-20 Grad, Schauer bis wolkig.

Donnerstag: Suhl-Neustadt an der Orla

Bei meinen letzten Thüringer-Wald-Querungen habe ich jeden Respekt vor diesem Gebirglein verloren, und suche darum mir für heute direkt die höchstmöglichen Punkte heraus. Den Anfang macht der Haseltal-Radweg bis Oberhof. Zu Abend möchte ich dann gern in Neustadt an der Orla sein, weil man dort sehr gut essen kann und es auch nur noch 120km bis Leipzig sind.

Ahahaha, Zella-Mehlis hat ein Denkmal für Klöße, hier bin ich richtig :-D

Der Bahnhof von Oberhof ist zwar saniert, aber nicht mehr in Betrieb. Zwei Bahn-Mitarbeiter erzählen mir, dass die Strecke nur für den Güterbetrieb genutzt wird, weil der Bahnhof so weit ab der Stadt liegt, dass sich die Stadt dafür nicht interessiert.

Rennsteig auf 826m Höhe erreicht! Das Rondell bei Oberhof erinnert daran, dass das Königreich Preußen hier den Straßenübergang mit finanzierte, um sich vor Zollforderungen zu schützen. Diese Art von Problem ist ja nicht neu ;-)

Rennsteig fährt sich gut! Ich wechsle immer wieder zwischen dem Rennsteig-Wanderweg und dem Rennsteig-Radweg, der in Teilen auf der Landstraße geführt ist.

Da ist er, der höchste Punkt des Rennsteigs auf 973m! Die Rucksäcke sind von zwei Wandererinnen, die das gleiche Foto haben wollten ;-)

Nicht weit ist der höchste Berg Thüringens, der Großer Beerberg (982m), auf dem sich nur ein Vermessungspunkt und ganz viele Heidelbeersträucher befinden.

Die bessere Aussicht gibts von einem Aussichtspunkt am Rennsteig aus.

Ebenfalls nicht weit ist der Schneekopf (978m). Der ist zwar nur der zweithöchste Berg, aber dank seines 26m hohen Aussichtsturms der höchste Punkt Thüringens mit 1004m. Den Regen vermisse ich heute nicht ;-)

Die Neue Gehlberger Hütte auf dem Schneekopf ist dann auch die höchste Baude Thüringens, auf der ich die höchste Rehkeule Thüringens... Jetzt reichts aber mit Superlativen für heute ;-)

Ich bleibe noch ein bisschen auf dem Rennsteig-Radweg, da die Straße hier und heute kaum befahren ist.

Ziemlich flott gehts dann über Königsee und Bad Blankenburg bis ins Saaletal herunter. Thüringer Wald schon zu Ende. Auf einmal hat es 27 Grad und wird schwülwarm.

Eigentlich hätte ich ja Lust auf Kaffee und Kuchen, aber die Wettervorhersage ist gerade sehr eindeutig. Darum sehe ich zu, dass ich vom Saale- ins Orla-Tal herüberkomme, wo meine Übernachtung in Neustadt wartet.

Am Stadtrand von Neustadt, nachdem ich 30km möglichst kräftig in die Pedale getreten habe, noch ein Blick nach hinten: In das Gewitter hätte ich wirklich nicht hinein geraten wollen ;-)

In Neustadt war ich schon zwei- oder dreimal. Die Baustelle am lustigen zweigeteilten Rathaus habe ich schon letztes Jahr fotografiert ;-)

Der Grund, warum ich schon mehrfach in Neustadt übernachtet habe. Der Lammrücken mit Panko-Kruste ist toll! :-)

120 km und 1300 Höhenmeter, 16-27 Grad, wolkig bis gewittrig.

Freitag: Neustadt an der Orla-Leipzig

Heute will ich irgendwie auf möglichst noch nicht bekannten Wegen an den Elstertal-Radweg, und dann die bekannte Strecke über Zeitz, Pegau und Zwenkau nach Leipzig.

In Wolfersdorf gibts ein tolles Wasserschloss! Lohnt sich wirklich, immer mal einen anderen Weg auszuprobieren ;-)

Im Zeitzgrund kommt man sehr ruhig von Stadtroda nach Hermsdorf -- die Strecke muss ich mir merken.

Hinter Hermsorf kommt man im 12km langen Mühltal fast bis Eisenberg. Auch hier gefällts mir sehr gut. Allerdings sind die Einkehren beinahe alle geschlossen. Nunja, ist ja auch erst kurz nach 11 ;-)

Jetzt brauche ich nur noch der Elster bis Leipzig folgen. Warum schickt mich der Elster-Radweg so sinnlos die Talhänge rauf und runter?

Hinter Wetterzeube, in einem winzigen Dorf namens Raba, finde ich noch einen Dorfgasthof! Die Küche ist super. Leider gibts noch keinen Kuchen, Oma ist noch nicht fertig mit backen. Muss ich wohl nochmal her ;-)

Ich habe keine Lust auf eine ausführlichere Besichtigung von Zeitz, in dem ich auch schon öfter gewesen bin, und bleibe darum unten am Radweg. Zeitz glönzt mit viel vergangenem Charme, Betonung auf "vergangen" ;-)

Oh-oh, da braut sich hinter mir schon wieder etwas zusammen. Mal ein bisschen kräftiger in die Pedale treten.

Nachdem ich immer wieder Regentropfen abbekommen habe, wenn ich nicht schnell genug war, nimmt die Regenwolke ab Pegau einen anderen Weg :-)

Da hinten ist schon das Kraftwerk Lippendorf. Ich bin also praktisch daheim.

120 km und 600 Höhenmeter, 15-19 Grad, bewölkt, ein paar Regentropfen.

Insgesamt war ich von Freitag auf Freitag incl. Weg zum Bahnhof 850 km und 9350 Höhenmeter unterwegs. Meiner geplanten Route bin ich nur am ersten und am letzten Tag gefolgt, alles andere war spontan. Da ich die Gegend schon ein bisschen kannte und eine ganz gute Vorstellung hatte, wo ich gern fahren oder einkehren möchte, hat das auch super funktioniert! Das Wetter war ein bisschen durchwachsen. Ich habe jeden Tag mindestens ein paar Tropfen, meist aber einen ordentlichen Schauer abbekommen. Zum Glück hatte ich meine Regensachen vor der Abfahrt frisch imprägniert ;-)

Meine Highlights waren definitiv Loreley, Großer Feldberg, Wasserkuppe und Schneekopf. Im Hunsrück habe ich den Erbeskopf, die höchste Erhebung in Rheinland-Pfalz, leider verpasst. Beim nächsten Mal ist der fest eingeplant. Nach Suhl muss ich nicht unbedingt wieder, und Hünfeld war auch ein wenig arm an Highlights. Büdingen war dagegen große Klasse, dicht gefolgt von Bad Camberg. Gegessen habe ich generell auch wieder sehr gut, und die Hunsrücker Klöße sind einen Umweg wert!

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