Mindestens einmal im Jahr suche ich mir eine Gelegenheit, um nach Franken zu kommen. Diesmal heißt die Gelegenheit: "Metal Franconia Festival", Anfang April in Geiselwind im Steigerwald. Die Bands sind mir beinahe egal, ich möchte vor allem im Steigerwald herumradeln und Karpfen und Schäufela essen. Seit 2007 wäre es das 6. Mal, dass ich zu einem Festival nach Geiselwind fahre. Entsprechend gut bin ich mit der Umgebung vertraut. Das ist aber nicht schlimm, weil es immernoch ein paar Wege und Einkehren im Steigerwald gibt, die ich nicht kenne -- die Kleinbrauereien müsste ich aber mittlerweile alle durchgetestet haben ;-)
Meine Reiseroute ist hier dargestellt. Die gelben Punkte zeigen meine
Übernachtungsorte an. Des zweitägigen Festivals wegen habe ich zwei Nächte in Geiselwind verbracht.
Der ICE bringt mich trotz einer technischen Störung in 1:18h pünktlich nach Bamberg. Ich fahre schon um 7, damit ich zum Mittagessen im Steigerwald einkehren kann. Im Zug unterhalte ich mich mit einem Franken, der nach Leipzig umsiedelt: "Franken ist furchtbar! Die unfreundlichen Leute! Die heruntergezogenen Mundwinkel! Die heruntergekommenen Dörfer! Das fade Essen!" Offenbar muss es noch ein zweites Franken geben. Das, welches ich kenne, ist völlig anders :-D
Bamberg empfängt mich mit allerbestem Frankenwetter!
Da Bamberg nicht allzu groß ist, hat man die Stadt rasch hinter sich
gelassen. Über die Wirtschaftswege und wenig befahrene, gut gepflegte Kleinstraßen zu fahren macht eine Menge
Spaß. Ich habe auch noch eine unbekannte Route gefunden. Der Frühling ist in vollem Gange.
Ich dachte ja, ich kenne die Gegend inzwischen sehr gut. Um so mehr
überrascht es mich, dass ich in Pommesfelden (Entschuldigung für die Verhunzung, selbstverständlich
"Pommersfelden"!) vor dem riesigen Barockschloss Weissenstein stehe!
Auf den Feldern arbeiten die Bauern. Die Traktoren werden von Trupps
hungriger Störche auf der Suche nach Frühstück verfolgt.
Steigerwald erreicht. Langsam bekomme ich auch Hunger.
Die "Rose" in Prühl macht ganz hervorragende Karpfen! Der freundliche Koch
sieht mich mit mehr Begeisterung als Können im Karpfen stochern und hat Mitleid: "Du musst mit der Gabel wie mit einem
Kamm zwischen die Gräten fahren" - Aha, etwas gelernt! :-)
Ziel erreicht, hier ist auch schon Geiselwind mit der Music Hall auf der anderen Seite der Autobahn. selbstverständlich
habe ich mich wieder in letzter Minute von Zelt auf Hotel umentschieden...
Eigentlich hatte ich mich heute vor allem auf Mr. Hurley und die Pulveraffen
gefreut. Aber live sind die lahm und labern zu viel. Die Bamberger "KROOD" gefallen mir sehr viel besser. Heavy Stoner Rock
passt auch super zu meiner aktuellen, leicht euphorischen Stimmung ;-)
65km und 700 Höhenmeter, sonnig.
Heute zweiter und letzter Festivaltag. Ich brauche aber erst Nachmittag vor der Bühne aufzutauchen und das Wetter ist herrlich. Also ab aufs Rad!
Ostern ist nahe! Ich bin direkt wieder in Franken verliebt.
Es gibt im Steigerwald noch eine Ecke, in der ich noch nicht war: Frankens
höchster Weinberg! Gelegen nahe dem Steigerwald-Zentrum, unterhalb der Burgruine Stollburg. Und zufälligerweise
hat es dort auch eine Wirtschaft.
So lasse ich mir das gern gefallen :-D
Die Küche hat Anspruch - die Lammhaxe ist ganz hervorragend! Die Einheimischen
mosern über die hohen Preise. Ich bin die Preise der Gastronomie in Leipzig gewohnt und find's für das Gebotene sogar eher günstig.
Wenn ich schon mal in der Nähe bin, kann ich mich auch die 15km zum
Aussichtsturm Zabelstein durch den Wald schlagen ;-)
Der Turm steht am Steigerwaldrand in der Nähe eines kleinen Steinbruchs,
und bietet bei gutem Wetter eine hervorragende Fernsicht Richtung Main, Gerolzhofen und Volkach.
Die Scillas und die Buschwindröschen blühen um die Wette.
Die Brauerei in Theinheim hat offen! Das ist die erste Kleinbrauerei Frankens, aus
Richtung Würzburg. Ich plaudere mich irgendwie am Stammtisch fest. Dann tauchen auch noch die Mädels vom SC
Hesselbach auf und spendieren uns ein Bier -- Franken ist einfach urgemütlich.
Ich muss ein bisschen Tempo machen, um zu meinem Festival zu kommen. Mein Highlight
des Tages ist die Band Cypecore, die ich vorher noch nicht kannte. Ist man mit fast 50 zu alt, um sich im Wall of Death vor
der Bühne blaue Flecken zu holen? Offensichtlich nicht ;-)
77km und 1250 Höhenmeter, sonnig.
Mein Festival ist zu Ende. Ich habe noch heute und morgen, bevor mich die nächsten Termine erwarten. So ganz habe ich noch nicht geplant, wie ich wieder nach Hause komme. Darum nehme ich mir als Ziel für heute Ebermannstadt vor - durch die Fränkische Schweiz wollte ich schon länger mal wieder.
Ab aufs Rad, noch ein bisschen Steigerwald genießen!
Das Wetter ist etwas diesig, aber immernoch schön. Warum steht da eine
Pistenraupe zwischen den Karpfenteichen?
Landgasthof Popp in Hüttendorf kanns immer noch: Das pefekte Schäufela!
Alle paar Jahre muss man das mal testen ;-)
Um nach Ebermannstadt zu kommen, brauche ich eigentlich bloß noch dem
Main-Donau-Kanal bis Forchheim zu folgen und dann rechts ab. Eigentlich, weil eine größere Schleusenbaustelle zu
ordentlichen Umwegen führt. Besonders faszinieren mich die Kanalbrücken.
Noch ein Stückchen den Wisent-Radweg hinauf, dann bin ich da.
Möglicherweise bin ich ja verwöhnt oder mit zu hohen Erwartungen
gekommen, aber ich finde Ebermannstadt unerwartet langweilig ;-)
110km und 650 Höhenmeter, bewölkt.
Ich überlege eine ganze Weile, wie ich weiterkomme. Das Wetter heute ist nicht allzu gut. Ich könnte den Zug ab Hof nehmen, müsste dann aber die 100km bis 17 Uhr schaffen, sonst wäre ich gestrandet (Wieso fährt in Hof der letzte Zug schon 17 Uhr?). Zwischen Forchheim und Bamberg ist Schienenersatzverkehr (Wieso ist auf dieser Strecke schon wieder der Wurm drin?). Dann doch lieber quer durch die fränkische Schweiz über Heiligenstadt bis nach Bamberg, dort noch ein Schäufela essen und dann in den Zug nach Hause ;-)
Ich folge erst mal bei Regen dem schön gelegenen Radweg das
Leinleiterbachtal hinauf.
In Heiligenstadt hört derRegen langsam auf. Supi :-)
Hehe, ich habe ein paar schöne Serpentinen oberhalb von Tiefenellern
entdeckt!
Der "Kachelofen" in Bamberg trifft meinen Geschmack genau! Ich liebe es, wenn ein
Plan funktioniert ;-)
Mit einmal umsteigen und 53 Minuten Verspätung komme ich wieder gut nach
Leipzig. Lustigerweise bringe ich eine Trinkflasche unberührt wieder heim. Die Einkehrdichte war so hoch, dass ich
darauf nicht angewiesen war.
43km und 400 Höhenmeter, regnerisch-bewölkt.
Insgesamt war ich inklusive Fahrten zum Bahnhof 312km und 3000 Höhenmeter unterwegs, das lohnt kaum das Aufschreiben. Aber mir ging es diesmal auch nicht um Herausforderungen oder Überraschungen, sondern um die fränkische Gemütlichkeit, und die hatte ich defintiv wieder gefunden :-)