Es ist Anfang Juli, ich habe eine Konferenz in Mestre bei Venedig, die Woche im Anschluss frei, und bekomme einen Fahrradstellplatz im ICE nach München und im Eurocity München-Venedig. Pefekt!
Auf der Karte sind alle Touren, die ich in der Alpenregion schon einmal gefahren bin, als dünne weiße Linien abgebildet. Um bekannte Routen nicht zu wiederholen, setze ich mir einen 700km-Zickzackkurs genau dazwischen. Ich will aber unbedingt wieder durch Treviso, weil ich die Stadt liebe und dort ein Ristorante mit einer tollen kreativen Küche kenne. Außerdem möchte ich nochmal über die Großglockner-Hochalpenstraße, weils da bei meiner Erstbefahrung geregnet hat. Meine Route zwischen Treviso und dem Anfang der Großglocknerstraße plane ich so, dass ich jeweils in Kleinstädten übernachte, wenn ich 100km-Etappen fahre, und so ziemlich jeden Pass dazwischen mitnehme. Bei schlechtem Wetter kann ich Pässe oder einzelne Schlenker auslassen, oder die Bahn nehmen.
Meine tatsächliche Reiseroute ist in blau dargestellt. Die gelben Punkte zeigen
meine Übernachtungsorte an.
Weil ich der Deutschen Bahn seit ein paar Jahren nicht mehr zutraue, einen Umstieg pünktlich zu erreichen, übernachte ich in München und fahre erst am nächsten Tag nach Venedig weiter.
Mißtrauen war berechtigt. Wegen eines Vandalismusschadens vor Bamberg (für
den die Bahn ausnahmsweise mal nichts kann) fährt mein ICE gemütlich den Saaleradweg bis Bad Kösen,
Ilm-Radweg bis Erfurt, Werra-, Fulda- und Main-Radweg bis Würzburg, und dann den Main-Steigerwald-Radweg durchs
Zenntal bis Nürnberg, bevor es wieder auf eine Schnellfahrstrecke geht ;-)
Wobei in München der Biergarten vom "Bad" direkt gegenüber der
Theresienwiese an einem lauen Sommerabend sehr angenehm ist, wenn gerade kein Oktoberfest ist. Bin mit der
Zwischenübernachtung durchaus nicht unglücklich ;-)
In Mestre habe ich zwischen den dienstlichen Aktivitäten noch ein
bisschen Zeit. Bei der Gelegenheit schaue ich mir mal das Forte Marghera an. Das ist eine große Festung aus dem 19.
Jh, und eine einzige riesige, betreute Katzenkolonie ;-)
Zeit für einen Venedig-Besuch finde ich auch. Der Vespa-Parkplatz am Ende der
Brücke ist für mein Fahrrad wieder gut genug, für 10 EUR Fahrradgarage bin ich diesmal zu geizig.
Wenn man sich schon ein bisschen auskennt, kann man den von Touristen ganz
fürchterlich überlaufenen Weg Piazzale Roma -- Ponte di Rialto -- San Marco ganz gut meiden. Vendig gefällt
mir!
Ich bin jetzt zum dritten Mal in meinem Lieblingsrestaurant an einem Seitenkanal
in der Nähe der Ponte dell Academia. Ich kann nicht nur das Spaghetti alla Vongole empfehlen, sondern auch das Tartar,
den in der eigenen Tinte gekochten Pulpo und die Desserts ;-)
"Ah, Venedig!" -- Wer erinnert sich noch an Indiana Jones und der letzte
Kreuzzug?
Auch in Mestre habe ich schon Lieblingsrestaurants. Der Oktopus-Salat im Dietro le
Quinte ist göttlich!
Meine Konferenz endet am Nachmittag. Es ist warm und sonnig, und ca. 50km bis Treviso, wenn man es nicht eilig hat. Habe ich nicht ;-)
Dienst vorbei, jetzt beginnt das Vergnügen!
Ich nehme den Radweg an der Sile. 2012 und 2023 war ich hier zwar auch schon mal,
aber der Weg ist einfach toll!
Ich kann die gemütliche Osteria überreden, mir noch um 13:45 ein
Zwei-Gänge-Menü zu zaubern, obwohl sie eigentlich gleich schließen.
Ein besonderes Highlight ist der alte Schiffsfriedhof in der Sile. Ein Steg
führt an den langsam verrottenden Lastkähnen vorbei. Man sieht allerlei brütende Wasservögel, Libellen,
Fische und sonstiges Wassergetier.
Unzählige Schildkröten sonnen sich auf den Wracks :-)
Treviso erreicht! Das ist eine lebendige kleine Stadt voller Studenten, mit vielen
Bars und einem regen Nachtleben. Ich bin hier lieber als in Venedig, das sich doch arg nach Freiluftmuseum
anfühlt.
Mittlerweile finde ich meinen Lieblingstrinkbrunnen in Treviso, die Fontana delle
Tette, auch ohne Navigationshilfen ;-)
Ich fühle mich geschmeichelt, als ich in MICHI Risorante in Treviso mit
"Welcome back!" begrüßt werde! Ich war hier schon 2023 und 2024 essen, und habe meine Begeisterung nicht
versteckt. Heute gabs ein Oktopus-Gazpacho, ein Fisch-Risotto mit Garnelen und einen Wrap mit San-Danielle-Schinken und
Burrata, dazu einen köstlichen Cheesecake. Möchte hier am liebsten einziehen ;-)
52 km und 100 Höhenmeter, 33 Grad, sonnig.
Als Übernachtungsziel habe ich mir heute Pordenone ausgeguckt. Ich möchte aber nicht flach dorthin, sondern ein bisschen klettern.
Verlasse Treviso auf dem üblichen Weg durchs Thomastor. Danach gehts aber
rechts weg, statt wie bei den letzten Touren Richtung Brenner oder Belluneser Dolomiten.
Unterwegs komme ich am Castello di San Salvatore vorbei, inmitten von
Weingütern.
Da gibts doch diesen netten kleinen 1000m-Anstieg von Venetien ins Friaul...
Auf 1127m! Jetzt kann ich wieder in die Ebene nach unten fahren ;-)
Da Treviso und Mestre praktisch auf Meereshöhe liegen, ist das
tatsächlich ein Ausblick von 1000m nach unten!
Hmm, lieber etwas beeilen, bevor es feucht von oben kommt.
Ich finde auch wieder eine herausragende Osteria. Im Bild Hasenrollbraten mit
Polenta, Rotkraut und Mixed Pickles.
Viel los ist in Pordenone nicht. Hübsch ist es trotzdem!
108 km und 1500 Höhenmeter, 32 Grad, Morgens sonnig, Abends Regen.
Heute ist Samstag in der Hochsaison, d.h., die Hotelauswahl ist ein bisschen schwierig. Ich will in die Friaulischen Dolomiten, aber Tolmezzo gern vermeiden, weil das beim letzten Durchfahren eher nach Industrieregion aussah. Ich finde ein Albergo an einem Stausee in 80km, von dem die Rezensionen behaupten, dass die Küche gut ist. 80km heißt, ich habe mehr Zeit zum Klettern und muss nicht Strecke machen ;-)
Nanu, wer hat sich denn da ein Flugzeug als Gartenlaube hingestellt?
Berge! Ich will Berge! In der Scharte rechts in dieser 1500m hohen Wand gibts einen
MTB-Pfad, sagt meine Karte.
Das 1000-Meter-Höhe-Bild :-)
Oben gibts ein kleines Ski-Dorf und viele Wolken ;-)
Und ein Mittagessen! Friaulisches Tris: Tartar, Rote-Beete-Knödel,
Speckknödel und viel braune Butter.
Zum Lago di Barcis gehts dann wieder ein paar hundert Meter runter. Dort ist gerade
Triathlon, die Schwimmer sind im See. Denen ist vermutlich auch die fette Regenwolke egal ;-)
Ich will den nächsten Pass rauf. Warum steht unten "Passo chiuso"? Ach
deswegen! Das Fahrrad kann man drum herum tragen, und ich habe keinerlei Autoverkehr auf der Passtraße.
Mir kommen zwei Rennradfahrer entgegen, die wohl auch drübergetragen haben
;-)
Tolle Landschaft! Der Regen hat auch wieder aufgehört.
Die Bergdörfchen sehen aus wie aus dem Bilderbuch.
Am Lago di Redona ist meine Unterkunft für die Nacht. Mitten im Nirgendwo --
hoffentlich kann man dort wirklich kochen?
Ja, man kann! Ganz hervorragend sogar! Es gibt Tonno Tataki (japanisch zubereiteter
Thunfisch) als Vorspeise, Pappardelle al Tartufo Nero (Pasta mit schwarzen Trüffeln) als ersten Gang, Coppa di Maiale
(Schweinenacken) con Gel di Pepperoni als Hauptgang und Ravioli di Piselli (Ravioli mit süßer Erbsenpaste) als
Dessert -- phantastisch! Ich bin jedesmal begeistert von experimentierfreudiger italienischer Küche.
82 km und 2000 Höhenmeter, 20 Grad, Morgens sonnig, Mittags Regen, Abends wolkig.
Mal sehen, was heute geht. Ich habe zuerst einen 1000m-Pass, den schaffe ich auf jeden Fall. Danach käme ein 1800m-Pass, der mich ein bisschen einschüchtert. Bis zum Lago di Sauris unterhalb komme ich aber auf jeden Fall, und Hotelzimmer finde ich an einem Sonntag leicht.
Noch einen letzten Blick auf den Lago di Redona mit meinem Da Febo Albergo. Hier
muss ich nochmal her!
Straßen sind fast leer, regnen tut es im Moment nicht, der nächste Pass
darf kommen!
Da ist er schon, der Passo Rest auf 1053m. Die Auffahrt durch ein enges Tal war
wunderschön! Drei Regentropfen haben nicht gestört.
Bei der Abfahrt sehe ich den Tagliamento. Das ist der letzte weitestgehend
unverbaute und unregulierte Alpenfluss Italiens.
Meine Straße hat Kehrtunnel :-)
Mittagessen gibts in der Pizzeria in Ampezzo. 1000 Höhenmeter habe ich schon
in den Beinen, der nächste Pass ist 1800m hoch, es sieht verdächtig nach Regen aus, aber es ist erst 14 Uhr...
Ich buche mal ein Hotel auf halber Höhe in Sauris di Sopra, mit Stornierungsoption.
Erst mal geht es über ausgesprochen malerische Schluchten, und durch viele
500-800m lange Tunnel bergauf.
Die Straßenführung in diesem Gelände ist eine tolle
Ingenieursleistung!
Mal ein Blick zurück in den letzten Tunnel. Kopfsteinpflaster, es tropft von
der Decke, die Hälfte der Lampen ausgefallen, kurvig und so eng, dass ein Bus im Tunneleingang ordentlich gehupt hat,
damit am anderen Ende 755m weiter niemand reinfuhr :-)
Da wäre mein Hotel. Aber es ist erst 16:30. Zwei Bikepacker auf
Rennrädern überzeugen mich, heute doch noch den Pass zu nehmen. Die verbliebenen 600 Höhenmeter sollte ich
bis 18 Uhr schaffen, dann nur noch zum Abendessen den Pass runter? Ich storniere mein Hotel und suche mir eines im ersten
Dorf auf der anderen Seite vom Pass.
Die Landschaft ist grandios, und das Wetter passt auch wieder! Die Berggipfel sind
so hoch, dass sie die Wolken verwirbeln.
Mit 2200 Höhenmetern in den Beinen freut man sich nicht mehr ganz so über
eine Straße mit 18% Steigung. Aber wenigstens ist es auf 1600m kalt genug, sodass man dabei nicht überhitzt
;-)
Da wäre ich. Patschnass geschwitzt, aber oben. Meine Schätzung "18 Uhr"
war ziemlich genau ;-)
Auf 1800m bin ich schon nahe an der Baumgrenze. Die Regenwolken regnen zum
Glück nebenan.
Jetzt brauche ich nur noch den Pass abwärts runter ins Hotel rollen,
richtig?
Denkste, es geht nach einer Senke nochmal hundert Meter zum Sella die Razzo auf
1760m rauf.
Aber jetzt gehts ins Tal!
Von wegen, nochmal rauf zum Sella Ciampigotto auf 1790m :-D
Hier ist endlich mein Dörfchen für die Übernachtung, Laggio di
Cadore. Bin rechtschaffen müde und hungrig.
Nonna kocht ausgezeichnet! Mit der Enkelin, die den Service macht, habe ich
Kommunikationsschwierigkeiten - meine drei Brocken Italienisch und ihr Englisch sind zu dünn. Was wird ein Gast
wollen, der "Which wine do you recommend" fragt? "I dont like wine" hilft mir nicht weiter, dann gibts halt Bier. Nach ein
paar weiteren Versuchen bekomme ich panische Blicke wie in einer mündlichen Prüfung :-D
83 km und 2400 Höhenmeter, 16 Grad, wolkig mit drei Regentropfen.
Heute gehts in die "richtigen" Dolomiten, über den Tre Croci-Pass Richtung Cortina d' Ampezzo. Wie immer sagt der Wetterbericht Regen und Gewitter voraus. An einem Montag brauche ich mir aber um Hotels keine Sorgen machen.
Die SS51 im Tal ist dicht befahren mit viel Schwerlastverkehr. Zum Glück gibts
einen ausgeschilderten Radweg am Berghang. Der hat zwar abschnittsweise 30% Steigung/Gefällle und verlangt viel
Schieben, aber Spaß macht es trotzdem ;-)
Wow! Das ist Auronzo di Cadore, wie gemalt am Santa Catarina-Stausee mit den Drei
Zinnen im Hintergrund. Bin total begeistert! Es ist 11 Uhr, für Mittagessen noch zu früh, also beschränke
ich mich auf Fotos und fahre weiter.
Das muss der schönste Radweg der Dolomiten sein! Es ist auch wenig los.
Auronzo war voller Touristen, aber bis auf ein paar Wanderer und E-Mountainbiker mit Bergerfahrung ist es hier ruhig.
Eine Alm, ähm, in Italien ein Agritourismo! Nichts wie hin, hier bekomme ich
ein tolles Mittagessen aus einheimischen Produkten (und Münchner Bier^^). Die Brotzeit kann sich wirklich sehen
lassen.
Auf 1585m noch eine halbe Stunde den Regen abwarten. Laut Tafel habe ich auch schon
die Hälfte der fies geschotterten 16%-Rampe geschafft, die direkt den Hang hinauf führt, während die SR48
Serpentinen einlegt ;-)
Dank des Radwegs kommt man ohne Autoverkehr bis ziemlich weit an den
Drei-Kreuze-Pass heran. Die drei Kreuze standen am Parkplatz, die hab ich nicht fotografiert. So schön ist der Pass
nicht gerade...
Schöner war doch die umgebende Landschaft!
Es fängt wieder an zu regnen, aber die ersten Vororte von Cortina d' Ampezzo
kommen schon in Sicht. Ich stelle mich in unter ein Vordach und suche ein Hotel. Booking.com meint dann nur "dreh dich mal
um, du stehst direkt vor einem" ;-)
Polenta schmeckt am besten, wenn ein Hirschkarree drauf liegt!
Verständigungsschwierigkeiten keine, ich kann dem Kellner gut erklären, dass er mir zu jedem Gang den passenden
Wein aussucht. Wäre bereit, des Essens wegen auch hier nochmal einzukehren ;-)
Cortina ist als Austragungsort der Winterspiele 2026 bekannt und darum touristisch
gut erschlossen, aber trotzdem nicht überlaufen. Nach dem Essen bin ich sowieso in guter Stimmung, hier gefällts
mir ;-)
54 km und 1400 Höhenmeter, 16 Grad, Tagsüber wolkig, Nachmittag Pladderregen.
Tagesziel heute steht schon fest: Ich habe 300 Höhenmeter bis zum Passo Cimabanche, dann weiter nach Lienz, und dann nochmal 700 Höhenmeter über den Iselsberg-Pass bis Winklern. Auf diese Weise habe ich morgen nur 2000 Höhenmeter über die Großglocker-Hochalpenstraße. Da kann ich mein Hotel auch direkt buchen.
Aus Cortina raus geht es auf einer ehemaligen Bahntrasse der Dolomitenbahn. Keine
Steigungen über 3% und spektakuläre Landschaften!
Ein paar für den Radverkehr aufgelassene Tunnel sind auch dabei. Man erkennt
am Tunnelprofil, dass er für Dampfloks gedacht war.
Gefällt mir sehr, und Wetter ist heute auch wieder besser.
Da man schon auf 1200m Höhe in Cortina startet, ist der Passo Cimabanche auf
1530m ein sehr leichter Pass.
Runter zum Dürrensee (Südtirol, also deutsch) kommen mir dann allerdings
Scharen von Ebikern entgegen. Zum Glück machen die Platz.
Die Aussicht vom Dürrensee auf die Drei Zinnen ist wieder
spektakulär!
Viele Ebiker haben sich nur mit dem Auto zum Parkplatz raufgekarrt um dort eine
Runde zu drehen, und fahren als säßen sie das erste Mal auf einem Rad. Damit die sich nicht ständig
verletzten, findet man in etlichen Kurven solche Polster. Ich denke mir meinen Teil...
Ab Toblach geht es dann den Pustertal-Radweg runter bis Lienz. Der ist stellenweise
entsetzlich voll. Ein Veranstalter karrt alle Stunde einen Bus voller Familien und Leihräder nach Toblach, wo die
Leute dann die Bremse loslassen und die 40km nach Lienz im Schritttempo herunter rollern. Ich habe aber nicht den ganzen
Tag Zeit, und klingle, klingle, klingle...
Lienz selber gefällt mir dann wieder sehr gut! Allerdings steht morgen die
Großglocker-Hochalpenstraße auf dem Programm. Darum kann ich hier nicht bleiben, sondern will noch 700
Höhenmeter über den nächsten Pass fahren.
An dem Schild "Biertasting" von einer Kleinbrauerei am Markt komme ich allerdings
nicht vorbei ;-)
Der Bruder vom Braumeister hat mir erklärt, dass man zum Iselsbergpass auch
hinauf kommt, wenn man über die Dörfer fährt und nicht die Hauptstraße nimmt. Dann mache ich das mal!
Braumeisterbrüdern soll man nicht widersprechen ;-)
Blick zurück auf Lienz, über die Burgruine Walchenstein hinweg. Dass die
Straße 18% Steigung hat, hat man mir nicht verraten -- dafür wurde die Straße aber auch nur von drei
Anwohnern befahren.
Mir ist warm. Ich unterhalte mich ein bisschen mit zwei Bikepackern auf
Rennrädern, die den gleichen Plan haben, also den 700m-Anstieg heute erledigen, damit morgen nur 2000m Anstieg kommen
:-)
Da unten ist Winklern, mein Nachtquartier. Direkt dahinter geht es morgen weiter
Richtung Großglocker!
Hotel gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Regen erreicht.
Die hausgemachten Schlutzkrapfen sind super! Man hat auch nicht an der Butter
gespart :-)
100 km und 1000 Höhenmeter, 23 Grad, Tagsüber sonnig, Abends Regen.
Auch heute ist das Ziel klar: Verkehrsarm auf Radwegen und MTB-Pisten möglichst hoch an die Großglocker-Hochalpenstraße, Übernachtung in Zell am See, geschätzt 2000 Höhenmeter.
Bis Heiligenblut gibts einen schönen Schotter-Radweg ohne Autoverkehr und mit
geringer Steigung. Hier treffe ich die Bikepacker von gestern wieder, die gerade von ihrem Campingplatz kommen :-)
Die Wasserfälle an den Talhängen haben die letzten Tage reichlich Wasser
bekommen.
Da kommt Heiligenblut mit der Wallfahrtskirche auch schon in Sicht! Ab hier
wird es spannend, weil nur die Hauptstraße ausgeschildert ist.
Diese zwei Kameraden fragen sich bestimmt auch, wie ich weiter fahren
möchte.
Wenn die Karte stimmt, komme ich auf der Alten Glocknerstraße fast
verkehrsfrei bis auf 1900m rauf. Wenn die Karte nicht stimmt, muss ich das alles wieder herunter. Die Straße ist
jedenfalls schick und bis zu den Ferienhäusern auf halber Höhe asphaltiert.
Dann grober Schotter, aber trotzdem noch gut fahrbar. Die Landschaft ist
phantastisch!
Da unten ist die Straße, die ich mir gerade gespart habe. Viel Autoverkehr
ist ja offenbar nicht. Dafür regnets ;-)
Der Regen hat die Auto- und Motorradfahrer erfolgreich vergrault. Mit den beiden
Bikepackern von gestern bin ich hier fast alleine. Wir treffen uns an den Haltepunkten um Fotos zu machen. Die beiden haben
die Straße genommen, und waren so schnell wie ich auf Schotter;-)
Hochtor auf 2500m bei 6 Grad und Regen. 200 Höhenmeter noch bis zum
höchsten Punkt, aber hier gibts erst einmal eine Kaspressknödelsuppe mit den Bikepackern. Die zwei haben Zelte
dabei und kochen sich Abends Nudeln -- darüber bin ich hinaus ;-)
Nach dem Essen sind die Wolken aufgerissen! Blick zurück kurz vor dem
Mitteltörl-Tunnel, immernoch nicht ganz oben.
Edelweißspitze auf 2571m -- höher wirds nicht, und so hoch hat
mein Fahrrad auch noch nie geparkt :-D
Da ist es, das Großglocknermassiv! Ich bin über bzw. mitten in den
Wolken. Die Aussicht ist unfassbar beeindruckend! Das hat sich wirklich gelohnt. Bei dieser Befahrung gabs zwar auch wieder
Regen wie beim letzten Mal, aber der hörte auf als es spannend wurde :-D
Zeit für ein Dessert auf der Eidelweißhütte. Gefüllter
Germknödel mit Mohn und Butter, perfekt!
Ich trödle noch bis 17 Uhr an der Edelweißhütte herum. Die
Landschaft und der Zug der Wolken sind einfach atemberaubend schön!
Die Straße ist so spät sogar noch leerer als bei der Auffahrt. Das kommt
mir entgegen, obwohl ich bei der Nässe viel bremsen werde ;-)
Ich kann auch schon meine Unterkunft für die Nacht in 35km Entfernung sehen,
in Zell am Zeller See in Bildmitte ;-)
Dann nichts wie rein in die Wolken!
Da ist es, Zell am See. Allerdings habe ich nicht das Grand Hotel gebucht
;-)
Überraschend hat mein Hotel Thailändische Küche. Aber nebenan
bekomme ich einen phantastischen Burrata auf Salat (unter anderem^^)
Zell ist unfassbar überlaufen. Ich glaube nicht, dass ich hier nochmal Station
mache...
87 km und 2100 Höhenmeter, 5.5 Grad ganz oben, Regen und Wolken.
Wenn ich heute 100km nach Kufstein fahre, habe ich morgen 100km nach München und wäre Samstag früh im Zug nach Hause. Einen passenden Zug mit freiem Fahrradstellplatz gibts auch, den reserviere ich mir gleich mal.
Die Regenwolke hängt wie angeklebt über Zell und will nicht abziehen. Na
gut, dann starte ich halt in Regenklamotten.
Schon hinter Saalfelden am Steinernen Meer hat es sich mehr oder weniger
ausgeregnet :-)
Die Flüsse sind ganz schön braun und angeschwollen. Es fallen immer mal
wieder drei Tropfen.
Der Grießen-Pass auf 980m ist heute mein höchster Punkt der
Strecke. Er markiert die Grenze zwischen Tirol und Salzburg.
Allerdings kann man hier rund um Hochfilzen im Sommer glatt verhungern. Nichts als
geschlossene Ski-Hotels. Ein paar Wanderer sagen mir "Fahre weiter bis Fieberbrunn, da findest du etwas!" Dann mache ich
das mal.
"Möchten Sie den Topfenstrudel mit Sahne, Eis oder Vanillesauce?" --
"Ähm, alles?" :-D
Da unten ist schon St. Johann in Tirol. Lust auf einen Stadtbummel habe ich nicht
;-)
Nach St. Johann komme ich in den Kaiserwinkl, eine der am meisten
überlaufenden Tourismusregionen Tirols rund um den Walchsee. Ich merke davon nichts. Meine Radroute ist leer, voller
kleiner Anstiege und landschaftlich wunderschön!
Tagesziel Kufstein am Inn erreicht!
Die Rezensionen auf Google sagen, man hat etwas verpasst, wenn man im "Andreas
Hofer" nicht das Wiener Schnitzel bestellt. Kann ich voll nachvollziehen, auch wenn ich aufgrund von
Verständigungsschwierigkeiten statt einer passenden Weinbegleitung auf Bier umschwenke:-D
Kufstein hat die kleinste Altstadt, die man sich vorstellen kann -- das hier
ist im wesentlichen tatsächlich alles. Gefällt mir jedenfalls; auch hier würde ich sehr gerne wieder Station
machen ;-)
103 km und 1000 Höhenmeter, Morgens 12 Grad und Pladderregen, Abends 25 Grad und Sonne.
Heute Abend muss ich in München sein. Habe dasselbe Hotel gebucht wie bei der Anreise, weil ordentlich, für Müchen preisgünstig und praktischerweise auch in Bahnhofsnähe gelegen.
9 Uhr morgens, Inn-Radweg für mich alleine, und (*Trommelwirbel*)
Rückenwind!
Da sind auch schon die Alpen und Österreich zu Ende.
Inn, kurz vor Rosenheim: Ich vermisse die Berge ;-)
Am Zusammenfluss der Mangfall und des Inn. Deutlich zu erkennen, dass der Inn durch
den vielen Regen jede Menge Sediment aus den Alpen mitgebracht hat. Der Mangfall-Radweg führt bis hinter Feldkirchen
Richtung München, den nehme ich!
Mir fehlt eigentlich nur noch ein Kaiserschmarrn auf meiner ToEat-Liste. Der
Gasthof hinter Bad Aibling hat leider eine große Gesellschaft und heute keine Zeit dafür. Aber der Krustenbraten
ist phantastisch!
Ich folge weiter der Mangfall und überlege, wo ich heute noch ein paar
Anstiege und einen Kaiserschmarrn herbekomme, bevor ich in München einfahre. Ich traue Dorfgasthöfen mehr zu als
den Münchner Restaurants, die müssen ihre Einheimischen zufriedenstellen ;-)
Ab Westerham über die Mangfalltal-Alm und Grub zu einem Ort namens
Kreuzstraße, und ich bekomme beides :-)
Wow! Ich werde sogar von Münchnern gefragt, ob der Kaiserschmarrn so gut ist,
wie er aussieht. Er ist noch viel besser, perfekte Konsistenz und schön karamelisiert! Nun kann ich ruhig heim fahren,
alles Wesentliche ist erledigt :-)
Auf meiner Karte ist noch ein "Pass" in der Nähe? Na dann, auch wenn der Pass
Graf Aygo nur 647,45m hat.
Noch ein letzter Blick zurück auf die Alpen...
Gegen Abend wieder in München. Weil ich der Bahn immernoch nicht traue, gibts
nochmal eine Übernachtung, Besuch im nahegelegenen Biergarten an der Theresienwiese mit eingeschlossen, bevor ich
morgen 8:54 Uhr in den Zug nach Hause steige.
120 km und 500 Höhenmeter, 26 Grad, sonnig.
Mir nur 10 Minuten Verspätung ("...Schäden am Triebfahrzeug...sagen
Bescheid, wenn wir wissen, wann es weitergeht...") daheim! Die Katze ist glücklich, dass Herrchen wieder da ist
;-)
Insgesamt war ich 875km und 12.000 Höhenmeter unterwegs. Da sind auch die Fußmärsche und die Fahrten zu den Bahnhöfen dabei. 2024 bin ich mit 6000 Höhenmetern von Venedig über den Brenner bis Bad Tölz gekommen, 2023 mit 8000 Höhenmetern von Venedig bis Garmisch. Habe also eine Route mit Brusthaar gefunden und brauche mich nicht zu wundern, dass ich keine 100km-Tagesetappen geschafft habe :-D
Die Tour hat wieder super funktioniert. Wirklich vermeiden würde ich eine Übernachtung in Zell am See und den von Veranstaltern als Fahrradrummelplatz umfunktionierten Radweg zwischen Toblach und Lienz. Meine kulinarischen Highlights waren Venedig mit dem Cantinone Storico am Seitenkanal, Treviso mit MICHI Ristorante, das Da Febo Albergo am Lago di Redona und der Kaiserschmarrn im Bartewirt bei Valley. Landschaftliche Highlights waren ganz klar die vielen Tunnel, Brücken und Anstiege bis zum Sella di Rioda, die Radwege bei Auronzone und Cortina, und die durch einen tollen Zufall fast leere Großglocker-Hochalpenstraße mit der verkehrsfreien Anfahrt über die Alte Glockerstraße! Ich habe fast jeden Tag meine Regenklamotten gebraucht, aber es hat nie viel mehr als eine Stunde durchgeregnet -- das Wetter hat also gepasst.