Der Winter daheim kam mir diesmal besonders lang und regnerisch vor, und hatte nur wenige ohne schöne, kalte Tage. Ich möchte darum in eine Gegend mit (hoffentlich) besserem Wetter. Außderm möchte ich gerne in eine Region, mit der ich noch keine Erfahrungen habe und darum auch keine Erwartungen verbinde. Hoch- oder Mittelgebirge scheidet im März leider aus -- da ist bestimmt noch alles meterhoch verschneit, und wenn nicht, naß und kalt. Ich komme aber mit dem ICE mit nur einmal umsteigen gut nach Wien. Das ist als Ausgangspunkt für eine Radtour Richtung Ungarn perfekt!
Ich habe 7 Tage. Das reicht für einen groben 700km-Rundkurs Wien - Neusiedler See - Balaton - Weinidylle - Bucklige Welt - Leithagebirge - Wien. Wien kenne ich schon. Vom Neusiedler See verspreche ich mir nicht viel, das hört sich vom heimischen Computer aus eher wie ein Rentnerparadies an. Auf den Balaton bin ich neugierig. In der Gegend soll es viele Vulkankegel geben, die ich mir sehr gern ansehen möchte. Als ich "Weinidylle" und "Bucklige Welt" auf der Karte sehe, bin ich direkt neugierig geworden. Das Leithagebirge sieht der Karte nach vor allem als Aussichtspunkt zwischen Burgenland und Neusiedler See spannend aus. Ein paar Esterházy-Schlösser möchte ich auch sehen. Ein lieber Freund gibt mir noch ein paar gute Tipps, was ich eher auslassen und wo ich eher einen Umweg einplanen sollte.
Ich möchte in Hotels übernachten und plane meine Route deshalb ungefähr so, dass ich genügend Kleinstädte auf dem Weg habe, in denen ich Unterkünfte, Restaurants und Supermärkte finde. Die Routenplanung ist "interessant", weil ungarische Städte manchmal eine ungarische, deutsche, slovenische und kroatische Schreibweise gleichzeitig haben -- zum Teil noch adaptiert auf lateinische Schreibweise. Wie kommen die Ungarn damit zurecht? Ich kämpfe mit den diversen Karten ;-)
Meine tatsächliche Reiseroute ist hier dargestellt. Die Punkte zeigen meine Übernachtungsorte an.
Ich packe Kleidung für Temperaturen von leichtem Frost bis warmen Frühlingstemperaturen ein. Wegen möglichem Schneefall ziehe ich zur Stollenreifen auf. Nach der Arbeit steige ich in den Zug nach Wien, komme dort problemlos gegen Mitternacht an und checke in einem Hotel am Bahnhof ein.
Ich habe gut geschlafen. Mein Hotel hat direkten Ausblick auf den Hauptbahnhof, aber ich mag Züge - bei dem gedämpften Rattern, das durch die Isolierscheiben dringt, schlafe ich super. Nun bin ich erst mal ungeduldig, aus Wien herauszukommen. Der Plan ist, zu Mittag am Neusiedler See zu sein und dann zu entscheiden, ob ich mir schon ein Hotel in Ungarn suche, oder noch eines in Österreich.
Das erste, was mir auffällt, sind die unglaublich engen Radwege in Wien. Auf dem Weg an der Karlskirche vorbei habe ich praktisch nur schmale Zweirichtungsradwege, die im Berufsverkehr quasi überquellen. Wenn ein breites Lastenrad mit Kindern entgegenkommt, muss man auf den Fußweg ausweichen oder anhalten. Es dauert eine ganze Weile, bis ich aus Wien herausgefunden habe.
Zuerst versuche ich am Donaukanal aus Wien herauszukommen. Als ich dann eingekästelt zwischen Kanal und Ostautobahn Kilometer schruppe, erinnere ich mich direkt an die Warnung vom ungarischen Freund, und entscheide um: Der Römerland Carnuntum-Radweg ab Schwechat ist wesentlich hübscher.
In Bruck an der Leitha ist es dann herrlich schön, warm, Frühling. Nur zum Mittagessen finde ich hier nichts. Für Imbißbuden bin ich noch nicht hungrig genug ;-)
Dafür sind die Felder ringsum voller Hasen und Rehe!
In Neusiedl am See habe ich dann doch ernsthaft Hunger. Glücklicherweise finde ich ein kleines Restaurant an der Hauptstraße, mit ganz ausgezeichneter Küche. Das medium-rare Steak vom einheimischen Getier ist phantastisch! Da ich gut vorangekommen bin, buche ich beim Mittagessen ein Hotel in der Nähe von Fertöd.
Das Wetter ist so herrlich, dass ich ein paar Kilometer weiter am Yachthafen in Neusiedl gleich wieder in eine Strandbar gehe. Was interessiert mich mein Zeitplan für heute? Ich habe Urlaub ;-)
Der Neusiedler See gefällt mir unerwartet gut. Der Radweg und das Wetter sind schön, kaum Touristen. Dazu alles voller Wasservögel, ein paar ausgetrockneten Salzseen links vom Weg, und keine Mücken. Viel Natur, aber nicht zuviel - perfekt :-)
Ungarn fängt am südlichsten Zipfel des Sees an. Als ich ein komplett unverständliches Schild "Államhatár" lese, gehe ich davon aus, dass ich die Grenze erreicht habe. Diese unendliche, topfebene Puszta-Steppenlandschaft ist wirklich beeindruckend!
Da darf natürlich ein Touristenfoto von einem Ziehbrunnen auch nicht fehlen ;-)
Der Esterházy-Rokokopalast in Fertöd ist riesig. Die Familie Esterházy ist praktisch DER ungarische Hochadel schlechthin gewesen.
Ich habe mir ein etwas kleineres Schloss für die Nacht gesucht, das Szidónia Kastélyszálloda ;-)
Die Küche kann sich sehen lassen! Nach dem 4. Gang bin ich dann auch satt, und falle sehr zufrieden mit dem Tag in mein ****-Bettchen.
135 km und 400 Höhenmeter, Maximalhöhe 275 m, 17 Grad, sonnig, leichter Gegenwind, tolles Radelwetter
Sehr gut geschlafen, trotz eines sehr lauten Frosches im Springbrunnen vor meinem Fenster, dessen Rufe wie eine Alarmanlage klingen. Das Wetter ist wieder vielversprechend. Heute möchte ich meinen ersten Vulkan sehen! Ich nehme einen kleinen Schlenker mit, um gegen die Mittagszeit an einem Städtchen mit einer Einkehr vorbeizukommen.
Die ungarischen Straßen sind hier ganz ok, und fast unbefahren. Macht Spaß. Die Dörfer hätten so auch in Brandenburg stehen können ;-)
Erstes Ziel heute ist Sárvár mit seiner Burg. Die Burg ist von außen schick, aus dem Innenhof eher unspektakulär.
Dort ist dann auch Zeit zum Mittagessen. Vor den panierten Hirn-Röschen mit Tartar-Sauce schrecke ich allerdings zurück, genauso wie vor der Fischsuppe incl. Innereien ;-) Im Bild meine Vorspeise, Palatschinken mit Fleischfüllung und Tomatensauce. Lecker!
Danach rumple ich dem ersten Vulkan auf meiner Reiseroute auf Feldwegen entgegen. Die Stollenreifen machen sich hier bezahlt. Beim Vulkan handelt es sich um den Sághegy bei Celldömölk.
Von oben hat man einen phantastischen Ausblick über die weite, ebene Landschaft!
Den Basalt aus dem Vulkankrater hat man als Steinbruch genutzt. Die dabei freigelegten verschiedenen Schichten aus vulkanischen Bomben, Vulkanasche und zu Basalt erstarrter Lava kann man gut unterscheiden.
An den Hängen des Vulkans wächst Wein. Ganz klar, dass ich so lange herumsuche, bis ich eine Möglichkeit zum verkosten finde. Ja, kann ich empfehlen!
Der Vulkan für morgen ist auch schon in der Ferne zu sehen. Wenn ich ein Zelt dabei gehabt hätte, hätte ich versucht, auf dem Gipfel zu übernachten. ;-)
Meine Unterkunft für heute ist eine frisch renovierte Villa im Villenviertel von Pápa. Beim Einchecken empfiehlt man mir ein Lokal, das unter anderem die ungarischste Gulaschsuppe hat, die ich mir vorstellen kann: Jede Menge Paprika, Lorbeer, Tomaten, schön mit Gemüse und durchwachsenem Fleisch, riesengroße Portion, serviert in einem kleinen Eimer. Bin mit Tag 2 ebenfalls hochzufrieden!
119 km und 360 Höhenmeter, Maximalhöhe 269 m, 20 Grad, sonnig, leichter Gegenwind, tolles Radelwetter
Heute bin ich auf meinen zweiten Vulkan gespannt, der wesentlich höher und breiter zu sein scheint als mein erster. Außerdem steht 'ne Burgruine oben. Das Wetter spielt auch mit.
Pápa reißt mich nicht so vom Hocker, aber ich war auch nur wegen Übernachtung und Abendessen dort. Wann immer möglich suche ich mir für Übernachtungen eine kleine Stadt, weils da Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und mehr als eine Unterkunft hat, falls man mal etwas dringend braucht oder mit der gebuchten Unterkunft etwas schief geht. Pápa hat eine kleine, ausgestorbene Altstadt, ein nettes Esterházy-Schloss und eine große Kirche. Das Esterházy-Wappen an der Kirche trägt einen Hut!
Die Dörfer unterwegs bereiten sich schon auf Ostern vor. Der Bronzesoldat passt auf, dass Heu-Schaf, Heu-Huhn und Baumstamm-Hasen nicht flüchten ;-)
Weil der Autoverkehr ein bisschen unangenehm knapp und schnell fährt, nehme ich Feldwege zum Somlói-Vulkan.
Die Festung Somlói Vár auf dem Vulkan bietet wieder einen phantastischen Rundblick über die Ebene. Ich bin hier lieber zu Fuß unterwegs. Mein Navi zeigt bis zu 43% Steigung.
Der ganze Vulkan blüht. Es war eine gute Idee, hierher zu kommen! Sonst ist aber so früh im Jahr nichts los, ich bin der einzige hier.
Das große Weingut am Fuße des Vulkans hatte einen guten Architekten, und hat eine sehr gute Sterneküche. Ich bin im Moment der einzige Gast und habe drei hübsche Ungarinnen zur Verfügung, die mir jeden kulinarischen Wunsch von den Augen ablesen ;-)
Für eine Wachtel mit Butternut-Püree, Linsenteigröllchen und Spinat möchte man hier umgerechnet 23 Euro. Zum Vergleich, ein Döner in Wien kann mehr als 8 Euro kosten. Da kann man die Küche auch mal etwas ausführlicher testen. Hühnerleberparfait, Wachtel, Kammsteak vom ungarischen Wollschwein sowie Topfenknödel mit Nougatfüllung und Eis finden im Magen ihren Platz ;-)
Ich fahre nun weiter Richtung Balaton. Vulkane, überall Vulkane - eine tolle Landschaft! Aber der Autoverkehr auf den kleinen Sträßchen stört extrem. Haben die Ungarn noch nie etwas von angepasstem Tempo und Sicherheitsabstand gehört?
Da ist er, der Balaton! Der Blick von meinem Hotel ist super. Dummerweise bin ich hier gestrandet. Mein kleines Hotel ist verlassen, das Hotelrestaurant geschlossen. Per Anruf erfahre ich, unter welchem Stein der Schlüssel für mein Zimmer versteckt liegt. Die Wirtsleute kommen erst am nächsten Morgen und bringen das Frühstück mit. Sämtliche Imbisse und Supermärkte in 5km Radius, die ich ansteuere, haben zu. Für solche Notfälle habe ich immer einen Beutel Studentenfutter dabei, aber so richtig zufrieden bin ich nicht.
104 km und 820 Höhenmeter, Maximalhöhe 430 m, 15 Grad, sonnig, etwas Gegenwind
In der Nacht hat es stark geregnet, und das Wetter sieht auch erst mal nicht allzu gut aus. Bei kleinen Hotels ist das Frühstück notgedrungen auch immer etwas abgezählt, nicht ideal für einen leeren Radfahrermagen. Auch der Balaton reißt mich nicht so recht vom Hocker. Von ganz wenigen Stellen abgesehen versperren überall Zäune, verlassene Strandbars, Campingplätze und trala den Blick aufs Wasser. Dazu die durchgeknallten Autofahrer. Ich beschließe, über möglichst einsame Radrouten Richtung Österreich zu fahren.
Ein letzter Blick vom Anleger am Balaton über die Vulkanlandschaft dahinter. Tschüß, der Weg hierher war interessanter als das Ziel ;-)
In Keszthely gibts erst mal Mittag. Das Festetics Kastély ist ein Barock-Palast, der ausnahmsweise mal nicht den Esterházys gehört.
Das Paprika-Huhn wird auch wieder jeder Erwartung (oder jedem Vorurteil) an die ungarische Küche gerecht ;-)
Kaum zu glauben, die Störche sind schon hier, fliegen mit Zweigen im Schnabel über meinen Kopf und reparieren ihre Nester!
Bei Vasvár wird auch das Wetter wieder schön, nur ein bisschen kalt. Ich verzichte auf eine Besichtigung, und will Strecke machen.
Selbstverständlich führt der direkteste Weg zu meiner Unterkunft mal wieder über die höchste Stelle weit und breit, und es wird auch langsam spät. Aber je näher man an Österreich herankommt, desto freundlicher fahren die Autos und desto besser sind die Straßen. Habe eine schöne Strecke erwischt :-)
Meine Unterkunft liegt heute in Körmend, weniger als 10km vor der Grenze ins Burgenland. Das Abendessen lässt sich beschreiben als ein Eimer Karpfensuppe, ein halbes Schwein an Sack Kartoffeln mit ordentlich Knoblauch in einer sahnigen Sauce als Hauptgang, dazu ein Grießflammeri als Nachtisch. Mit diesem Tag bin ich auch wieder ganz zufrieden!
131 km und 820 Höhenmeter, Maximalhöhe 260 m, 10 Grad, bedeckt-sonnig, anfangs regnerisch, später schönes Radelwetter
Das Wetter heute soll bedeckt und etwas frisch sein, aber schön. Da ich aus meiner Planung raus bin, habe ich nur eine allgemeine Idee, was vor mir liegt. "Weinidylle" klingt erst mal gut.
Nach kurzer Zeit ist Österreich erreicht. Das erste, was ich nach der Grenze sehe, ist dieser Wegweiser. Genau da will ich hin, perfekt. Ich beschließe, bis auf weiteres auf dieser Radroute zu bleiben.
Die Landschaft und die Straßen sind direkt etwas für mich!
Der nächste Buschenschank ist für ein Mittagessen auch nicht weit. Der Hofhund möchte gekrault werden, und bewacht dafür mein Fahrrad. Die Bedienung ist gerade 6 Jahre alt und braucht noch etwas Unterstützung beim Aufschreiben der Bestellung. Der Wein kommt vom Weinberg um die Ecke. Mir gefällts hier richtig gut :-)
Weil ich nicht wieder in einer einsamen Gegend unterkommen möchte, wo es dann am Ende kein Abendessen gibt, buche ich mein Hotel in Bad Tatzmannsdorf, am Fuße der Buckligen Welt. Das ist aber nur noch 40km Luftlinie entfernt. Und ich habe dauernd einen Berggipfel mit einem Turm drauf vor Augen. Könnte man da nicht...? Ich schließe mal zu dem Radfahrer vor mir auf dem Bild auf und frage.
Ich komme mit dem freundlichen Einheimischen ins Gespräch. Er verrät mir, dass das der Geschriebenenstein ist, der höchste Berg des Burgenlands und Westungarns. Außerdem empfiehlt er mir, auf keinen Fall die stark befahrene Bundesstraße zu nehmen, die am Gipfel vorbeiführt. Dafür stoße ich auf einem supertollen, steilen, langen MTB Uphill-Trail. Praktischerweise bin ich ja mit Stollenreifen unterwegs!
Für die ungefähr 500 Höhenmeter bis rauf brauche ich ca. 80 Minuten. Oben lasse ich mich von ein paar EMountainbikern fotografieren, die ich unterwegs überholt habe. Keine Kondition, die Jugend von heute ;-)
Jetzt wird es doch ein bisschen spät. Um 17 Uhr ist die Bundesstraße völlig verlassen, die ich nach Rechnitz herunterrausche. Um zu meinem Hotel in Bad Tatzmannsdorf zu kommen, muss ich auch noch über einige Hügelchen. Auf einem liegt Burg Schlaining.
Mein Hotel ist ein Café. Ein östereichisches Café! Ich frage den freundlichen Kellner, was ich unbedingt probieren muss, wenn ich bei ihm einkehre, und bekomme phantastischen tollen Mohn-Creme-Kuchen mit Baiser-Decke. Das war wieder ein sehr schöner Tag :-)
108 km und 1530 Höhenmeter, Maximalhöhe 884 m, 10 Grad, bedeckt
Das Wetter am nächsten Tag startet windig und regnerisch. Ich muss generell Richtung Wien: Gegenwind! Deshalb plane ich nicht die direkteste Route, sondern mache einen kleinen Schlenker nach Westen, um möglichst lange in der Buckligen Welt zu bleiben.Ich hoffe auf Täler, die mir den Wind abhalten.
Zumindest ist es hier unglaublich steil. Anstiege mit mehr als 15% sind nicht selten. Das ist schon mal gut!
Wetter hin oder her, mir gefällt die Gegend sehr! Täler finde ich aber keine, nur windige Anhöhen und Gipfel ;-)
Als ich einen Aussichtspunkt auf der Karte finde, den Guglhupf, will ich da auch rauf. Oben stelle ich fest, dass aus dem Gegenwind mittlerweile ein kleiner Gegensturm geworden ist. Ich mache oben 20 Fotos und hoffe, dass wenigstens ein paar nicht verwackelt sind -- es ist schwer, die Kamera ruhig zu halten. Der Sturm treibt mich sehr rasch vom Guglhupf wieder herunter.
Und zwar zu einem ausgezeichneten Backhendlsalat nach Kirchschlag in der Buckeligen Welt.
Die Burgruine von Kirchschlag sehe ich mir nur von unten an. Der Wind ist zu übel.
Irgendwann kommen dann auch noch leichte Schneeschauer dazu. Die Gegend gefällt mir aber immernoch :-)
Hinter Hollenthon komme ich an einer rekonstruierten Keltenfestung vorbei, die von zahllosen, mich böse anguckenden Pfauen verteidigt wird.
Ein bisschen freut man sich dann doch, wenn man dann nur noch über einen letzten Buckel in die Ebene zu seinem Hotel rollern muss, auch wenn es gegen den Wind ist. Habe heute die 2000 Höhenmeter geknackt ;-)
77 km und 2010 Höhenmeter, Maximalhöhe 797 m, 3 Grad, unglaublicher Sturm direkt von vorn, Schneeschauer
Heute will ich nach Wien. Der Sturm hat nicht nachgelassen und kommt immer noch genau von vorn. Ich bringe es aber nicht über mich, in die Bahn zu steigen. Aus Sicherheitsgründen will ich mich auf Wirtschaftswegen ohne Autoverkehr bis Wien durchpfriemeln. Bei dem Wind ist es zu schwer, die Spur zu halten. Der Wetterbericht erzählt etwas von 80km/h-Böen.
Zum Glück hat Österreich viele schöne Radwege auf Wirtschaftswegen. Der Wind ist so krass, dass er für mich als abenteuerliche Herausforderung zählt, und nicht als lästiges Übel ;-)
Aber Jesus guckt schon ein bisschen genervt ;-)
In Eisenstadt gibts in der Nähe vom Esterházy-Schloss erst mal Mittagessen. Eisenstadt liegt im Windschatten des Leitha-Gebirges.
Auch ohne Wind hätte ich mich für diesen wunderschönen MTB-Trail übers Leithagebirge entschieden :-)
Wenn man schon mal da ist, kann man sich auch zu Fuß noch das Stückchen zur Buchkoglwarte gegen den Wind kämpfen.
Die Aussicht ist atemberaubend! Mache wieder viele Fotos, in der Hoffnung, bei ein paar die Kamera ruhig genug gehalten zu haben. Hinter der Schneewolke in Bildmitte verbirgt sich Wien.
Auf der anderen Seite der Neusiedler See und das topfebene Ungarn.
Auf dem Weg nach Wien sehe ich viele große Reh-Herden wie diese hier, auch wieder viele Hasen.
Gegen 18 Uhr bin ich dann in Wien. Ich habe es tatsächlich geschafft, auf dem mittleren Kettenblatt gegen den Wind bis auf 5km auf Feldwegen an mein Hotel neben dem Bahnhof heranzukommen. Diesmal erwische ich für meine Fahrt durch Wien neue, breite Radwege und Fahrradstraßen, die sich sehr gut fahren lassen. Zum Abschluss gibts ein tolles Backhendl mit Feld-/Kartoffelsalat und Kürbiskernöl :-)
85 km und 860 Höhenmeter, Maximalhöhe 861 m, 6 Grad, immernoch unglaublicher Sturm von vorn, Schneeschauer
Bevor mein Zug geht, habe ich noch einen Vormittag, um durch Wien zu streifen. Das obere Belvedere.
Innenstadt.
Zum goldenen Würstel!
Heldenplatz.
Das wichtigste: der Naschmarkt!
Noch eine ordentliche 45cm-Pizza, dann gehts in den Zug nach Hause.
Ich bin an 7 Tagen ca. 760 und 6000 Höhenmeter gefahren, hatte auf der ersten Hälfte der Tour richtig tolles kurze-Hosen-Frühlingswetter und auf der zweiten Hälfte zieh-alles-an-was-du-hast Schneesturm von vorn. Bei den extremen Windverhältnissen an den letzten beiden Tagen habe ich mich auch nicht nicht mehr auf Straßen mit Autoverkehr getraut, weil man auf offener Fläche nicht mehr sicher geradeaus fahren konnte, und bin auf Feldwegen geblieben. Das hat mich wohl einige Zeit bzw. Kilometer gekostet. Die nächsten Tage wurde es dann auch noch regnerischer -- ich hab's offenbar mit dem Wetter insgesamt ganz gut abgepasst.
Nach Ungarn fahre ich wohl nicht mehr so bald wieder mit dem Rad. Allzuviele ungarische Autofahrer überholen Radfahrer zu schnell und mit zu wenig Sicherheitsabstand. Viele ungarische Städte und Dörfer ähnelten sich sehr, sodass mir das dann auch etwas langweilig wurde. Der Balaton war eher enttäuschend. Das Nordufer ist praktisch komplett eingezäunt und unzugänglich, es folgt ein Campingplatz, Yachthafen oder Strandbar auf die nächste, und im März ist alles auch noch geschlossen. Was mich an meinem Streckenverlauf durch Ungarn aber wirklich begeistert hat, waren die vielen freistehenden Vulkane nordwestlich des Balatons! Meine Streckenplanung habe ich jedenfalls ab Körmend aufgegeben, und bin lieber in Österreich geblieben. Österreich mit dem Rad geht immer! Der Neusiedler See war viel schöner als erwartet, bei fast schon sommerlichen Temperaturen und so früh im Jahr noch ohne Mücken und Touristen. Der Weinidylle-Radweg trägt seinen Namen zu recht. Die Buckelige Welt ist unglaublich steil und hat schöne Straßen, das macht viel Spaß. Der lange, lange Uphill-MTB-Trail von Rechnitz auf den Geschriebenenstein und der nicht ganz so lange über das kleine Leitha-Gebirge waren auch etwas für mich. In der Summe wieder eine sehr schöne Tour!