Von München zum Baden an die Adria und zurück, 2022

Reisevorbereitungen

Das Wetter in den Alpen soll in der nächsten Zeit ganz gut sein, und ich kann mir gerade ein paar freie Tage erlauben. Nichts wie ab in die Berge! Es gibt noch einen freien Fahrradstellplatz einen durchgehenden ICE nach München, und ich möchte gern wieder nach Italien. Darum beschließe ich, an die Adria zum Baden zu fahren, und suche mir eine Strecke von München ans Mittelmeer und zurück zusammen, die ich noch nicht kenne. Das wird zunehmend schwieriger, da es nicht viele Alpenpässe in Nord-Süd-Richung gibt, und ich schon etliche kenne. Entsprechend fällt die Strecke diesmal ein bisschen härter aus, was Steigungsprozente oder Autoverkehr betrifft. Einen richtig festen Plan habe ich nicht. Auf jeden Fall möchte ich gern über die Großglockner-Hochalpenstraße, mir Udine anschauen und an sonsten ein Stück Italien sehen, das hoffentlich nicht so von deutschen Touris überlaufen ist. Und die leckere Küche genießen! Ein Zelt nehme ich nicht mit, sondern will lieber wieder unterwegs nach Hotels suchen. Das hat sich bereits ein paarmal bewährt. Was mir bei der Abfahrt noch nicht klar ist: Dass in Österreich und Italien gerade die letzte Ferienwoche und ein Feiertag zusammenkommen, wodurch die Hotelsuche ein bisschen weniger flexibel wird als gedacht. Am liebsten übernachte ich in hübschen kleinen Städten, wo man sich nach dem Abendessen noch etwas umschauen kann. Da findet man eigentlich immer ein Hotel, wenn auch nicht immer in der gewünschten Preisklasse.

Meine ungefähre Idee: Von München aus über den Tegernsee ins Inn-, Ziller- und Salzachtal, dann die Großglockner-Hochalpenstraße, irgendwie ins Tagliamento-Tal hinein und nach Udine, ans Meer und über die Turracherhöhe und Salzburg zurück nach München.

Meine tatsächliche Reiseroute ist hier dargestellt. Die Punkte zeigen meine Übernachtungsorte an.

10.08.2022: München - Fügen im Zillertal

Ich bin am Vortag kurz vor Mitternacht in München angekommen und habe ein Hotel in Bahnhofsnähe bezogen. Irgendwie macht München rund um den Bahnhof einen eher schmuddeligen, unschönen Eindruck. Egal, für eine Übernachtung auf der Durchreise hat es gereicht. Jetzt will ich aber los Richtung Alpen.

Die ersten 40km sind eher langweilig, schnurgerade durch den Wald. Hinter Holzkirchen kommen aber die ersten Berge in Sicht!

Beim letzten Mal bin ich von München aus die Isar aufwärts Richtung Bad Tölz gefahren. Diesmal geht es über den Tegernsee. Am Tegernsee in Tegernsee ein Tegernsee trinken, Prost!

Ich möchte vom Tegernsee Richtung Achensee. Dafür gibt es einen schönen Radweg, der auf der deutschen Seite naturbelassen daherkommt und sich durch eine parkartig gepflegte Landschaft schlängelt.

Über den Achen-Pass drüber, und schon bin ich in Österreich! Ein bisschen klein, aber Pass ist Pass, und das schon kurz nach Mittag am ersten Tag ;-)

Irgendwo bei Achenkirch stehen diese beiden Kameraden im Schatten am Straßenrand. Ein warmer Tag.

Österreich-Idyll wie auf der Postkarte.

Der Achensee gefällt mir gut. Hat fast etwas mediterranes, und zieht sich mit einem guten Radweg am östlichen Ufer bestimmt 15km weit Richtung Süden.

Ich habe erst mal Hunger. Germknödel mit Mohn und brauner Butter, lecker!

Hinter dem Achensee fahre ich über die supersteile Kasbachstraße ins Inn-Tal hinunter, und den Inn-Radweg entlang.

Aus dem Inn-Tal geht es dann noch bis Fügen ins Zillertal hinein. Hier habe ich mein erstes Hotel auf dieser Tour gebucht, das ich pünktlich zum Abendessen erreiche. Die Landschaft gefällt mir außerordentlich, und ich kann eigentlich noch gar nicht so richtig fassen, dass ich schon mitten in den Alpen bin.

Hmm, Tiroler Gröstl!

130km und 1140 Höhenmeter, Maximalhöhe 962m, 20-30 Grad, sonnig

11.08.2022: Fügen - Kaprun im Salzachtal

Nach einem schönen Frühstück fahre ich erst mal das Zillertal ein Stückchen hinauf. Heute ist Donnerstag. Freitag früh wäre ich gern am Anfang der Großglockner-Hochalpenstraße.

Aus dem Zillertal zweigt die Gerlos-Passtraße Richtung Großglockner. Die ist mir heute Morgen aber zu stark befahren. Darum nehme ich die Straße nach Gerlosberg auf der anderen Talseite. Bald bin ich schon wesentlich höher als die eigentliche Passstraße.

Auf der Kreuzwiesenalm auf 1884m gibts erst mal Mittagessen. Ich überlege, dass der Gerlos-Pass eigentlich nur auf auf 1531m liegt.

Mein Rad ist das einzige ohne E-Motor. Zum Ausgleich habe ich Reisegepäck :-D

Ab Kreuzwiesenalm führt eine spektakuläre MTB-Route Richtung Pass.

Man kann den Verlauf der MTB-Route links am Hang bis in einige Entfernung sehen.

Hmm, die Furt oder die Brücke? Ich bin feige und entscheide mich für die Brücke.

Zum Gerlos-Pass muss man erst mal wieder 400 Höhenmeter bis nach Gerlos hinunter. Sofern einen die Kühe durchlassen ;-)

Dafür gehts dann zum Gerlos-Pass auf 1531m nochmal ein ganzes Stück wieder rauf. Der Pass selbst ist dann oberhalb des Speichersees.

Die neue Straße nach Krimml ist mir zu breit ausgebaut und zu gut befahren. Ich nehme lieber die alte Landstraße, die parallel zur Salzach Richtung Wald im Pinzgau führt. Die Straße ist unglaublich schmal und steil! Warnschilder kündigen 2km mit 17% Gefälle an, aber der Rest der Straße ist kaum weniger steil. Toll!

Nun bin ich das erste Mal auf dieser Tour am Salzach-Radweg. Den werde ich noch öfter sehen.

Im Salzach-Tal komme ich an vielen alten Häusern vorbei.

Ich sause dann noch das Salzach-Tal bis Kaprun hinunter, wo ich mein Nachtquartier aufschlage. Mein Hotel bietet Küche der Art "Mangosüppchen mit Kokosschaum" an. Zum Glück gibt man mir an der Rezeption den Tipp, es in der Schneiderei zu versuchen, die tolle einheimische Küche bietet, z.B. Tiroler Kasnocken :-)

110km und 2020 Höhenmeter, Maximalhöhe 1900m, 20-22 Grad, sonnig und windig

12.08.2022: Kaprun - Lainach

Heute möchte ich auf die Großglockner-Hochalpenstraße. Von Kaprun aus sind es nur ein paar km bis nach Fusch am Taleingang. Da ich früh starte und heute ein Freitag ist, gibts nur wenig Autoverkehr.

Blick zurück Richtung Salzachtal. Die Straße ist ganz gut ausgebaut, aber immernoch kaum Verkehr.

Je höher man kommt, desto grandioser ist die Aussicht! Der Wetterbericht ist für den Nachmittag nicht allzu gut. Aber bis jetzt habe ich zweistellige Temperaturen, keinen Regen und ganz gute Sicht.

Das Fuscher Törl auf 2428 m kommt in Sicht, das ist das kleine Steinhäuschen am Ende der Serpentine. Fast, aber noch nicht ganz der höchste Punkt der Straße. Ich sehe viele Rennradfahrer.

Der höchste Punkt ist dann der Hochtor-Tunnel auf 2505m, das ist auf dem Bild der zweite Tunnel ganz oben.

Ich esse erst mal Mittag, beobachtet von einem Wolpertinger.

Vom Hochtor aus hätte man einen Blick auf den Großglockner, wenn der sich nicht gerade hinter Regenwolken verstecken würde.

Die Umgebung ist hier oben wirklich beeindruckend karg!

Allerdings hat es 5 Grad und Schneeregen. Darum beeile ich mich dann doch, wieder ins Tal zu kommen.

Bei den Straßenverhältnissen fahre ich aber schön langsam und vorsichtig. Auf den Dächern liegt sogar Schnee. Außerdem will man ja nicht mit Murmeltieren kollidieren ;-)

Weil der Regen nicht nachlässt, suche ich mir ein schönes Zimmer in Lainach. Die Kinder des Wirts nehmen mich mit zum Hatzenhof, einem Bauernhof, der ein Allyoucaneat-Buffet ausschließlich mit eigenen Produkten anbietet. Darüber bin ich sehr glücklich, genau das kann ich jetzt gebrauchen. Den Abend verbringe ich dann mit dem Wirt und weiteren Gästen von Haus Planegg an der Bar -- mir gefällts hier richtig gut, die Stimmung ist super :-)

84km und 2100 Höhenmeter, Maximalhöhe 2506m, 5-20 Grad, bewölkt, Nachmittags Dauerregen

13.08.2022: Lainach - Udine

Am nächsten Morgen verabschiede ich mich von der gastfreundlichen Wirtsfamilie, und fahre erst mal über den Iselspass ins Drau-Tal.

Ich habe keine Zeit zu verlieren, wenn ich heute noch in Udine ankommen möchte. Darum folge ich zunächst mal dem Drau-Radweg bis Waidach.

Dann gehts erst mal über den leider stark befahrenen, aber auch gut ausgebauten Gailberg-Sattel auf 982m ins Gail-Tal.

Nach einem Mittagessen gehts dann auf die Plöckenpass-Straße. Unterwegs sehe ich Wespen beim Nestbau unter einem Felsvorsprung.

Auf der Plöckenpass-Straße ist auch einiger Autoverkehr. In den zwei langen, steilen Lawinengalerien ist das schon ganz schön unangenehm.

Direkt auf dem Plöckenpass auf 1375m ist die Grenze nach Italien. Zweieinhalb Tage von München bis Italien, nicht schlecht :-)

Die Abfahrt vom Plöckenpass war dann wieder sehr schön, eine kurvige, wenig befahrene Straße. Ab Tolmezzo nimmt der Verkehr wieder zu, und ich suche mir Nebenstraßen. An der SP36 nach Bordano sehe ich dieses tolle Wandbild mit berühmten italienischen Rennradfahrern.

Ich liebe die italienischen Straßen!

Mir ist nach einer Pause. Am Ufer des Tagliamento finde ich eine kleine Strandbar, in der ich ganz sicher der einzige Nichtitaliener bin - toll!

Es ist herrlich, in Italien unterwegs zu sein!

Udine ist eine schöne, lebenslustige Stadt. Es macht sehr viel Spaß, bei Einbruch der Dunkelheit über die vielen belebten Plätze der Innenstadt zu spazieren.

Mein Abendessen war auch ein echtes Highlight. Hier mein Primo Piatto, Ziegenkäseravioli mit Trüffeln und Knoblauchöl.

153km und 1860 Höhenmeter, Maximalhöhe 1353m, 9-24 Grad, leicht bedeckt

14.08.2022: Udine - Grado - Cividale del Friuli

Heute möchte ich ans Meer. Vorher schaue ich mir nochmal Udine bei Tageslicht an.

Richtung Adriaküste ist alles flach, flacher gehts nicht.

Ein erstes Highligh ist heute Palmanova. Die Stadt ist eine sternförmige Festung mit Wehrwällen und Wassergräben aus dem 16. Jh, die mich stark an die Festungen von Vauban erinnert.

Durch Palmanova führt der Alpe-Adria-Radweg. Der ist leider voller deutscher und niederländischer Fahrradtouristen, gern mit E-Bikes.

Nächste Sehenswürdigkeit auf diesem Radweg ist Aquileia, eine von den Römern angelegte Festungsstadt. Wenn nur die vielen Touristen nicht wären ;-)

Kurz nach Mittag habe ichs geschafft: Der Strand von Grado ist erreicht, Zeit für ein Bad im Mittelmeer!

Nach ungefähr 5 Minuten habe ich genug, und möchte wieder ins Gebirge, raus aus den Touristenströmen. Ich steuere deshalb in Richtung Cividale, erst mal entlang der Lagune mit vielen Vögeln.

Heute ist zwar Sonntag, aber die Getränkeversorgung ist Italien-typisch zum Glück kein Problem. Diese öffentlichen Wasserhähne findet man überall da, wo keine Händler Getränke an Touristen verkaufen wollen.

Rasch wird es auch wieder hügeliger.

Ich komme auch an vielen Weinanbaugebieten vorbei. Ich nehme mir fest vor, sowas mal heute Abend zu verkosten.

Cividale erreiche ich über die Ponte del Diavolo. Der Legende nach hat des Teufels Großmutter persönlich den massiven Mittelpfeiler in ihrer Schürze herbeigetragen, damit die Brücke an einem Tag errichtet werden konnte.

Die Empfehlung des Hotels, zum Abendessen ins Antico Leon d'Oro zu gehen, war goldrichtig! Keine übersetzte Karte für Touristen :-) Ich bestelle zuerst und google dann, was ich auf meinem Teller haben könnte. Dies ist offenbar ein Braten vom Schwanzstück eines Kalbs, sehr zart und lecker (obwohl ich Kalb sonst eher vermeide, weil ich die Viecher zu niedlich finde).

Danach schaue ich mir noch ein bisschen die Stadt an. Auf einigen Plätzen gibts schöne Lichtinstallationen. Die Stadt ist ein echter Geheimtipp, einfach wunderschön!

125km und 280 Höhenmeter, Maximalhöhe 280m, 18-35 Grad, sonnig

15.08.2022: Cividale - Tröpolach

Heute möchte ich wieder nach Österreich. Also nehme ich wieder Kurs auf die Alpen. Da das Angebot an Hotelzimmern im Moment etwas dünn ist, suche ich mir gleich beim Frühstück ein Hotel aus. Mir gefällt eines in Tröpolach sehr gut. Damit steht die Reiseroute für heute fest: Nassfeldpass!

Habe ich mal erwähnt, dass ich Italien toll finde?

In Gemona del Friuli genehmige ich mir dann den letzten echten, handgemachten Latte Macciato dieses Urlaubs in Italien. Die Stadt ist auf jeden Fall auch einen Umweg wert.

Danach bin ich schon wieder mitten im Gebirge, und zwar wieder auf dem Alpe-Adria-Radweg. Der ist hier auf einem Stück Bahndamm geführt.

In Venzone ist gerade Flohmarkt, darum quillt der kleine Ort vor Touristen geradezu über

Der venezianische Löwe ist hier wie in allen anderen Orten überall an prominenter Stelle zu finden.

Leider (oder zum Glück) habe ich keinen Platz im Gepäck ;-)

Erst mal Mittagessen. Spagetti Carbonara, auch eines der Gerichte, die ich in Italien mal vor Ort probieren wollte!

Der Radweg ist mir zu voll, und verläuft jetzt auch direkt an der Straße. Ich nehme lieber den Weg über einen Extrapass, den Sella di Cereschiatis (1066 m). An der Passtraße finde ich auch eine Gelegenheit, um mal zu baden. Bei 27 Grad ist eine Passauffahrt hübsch anstrengend ;-)

Nach dem Sella di Cereschiatis muss ich dann nochmal runter in das Tal mit dem Radweg, den ich umgangen habe, und gleich wieder rauf zum Nassfeldpass.

Die Passauffahrt ist herrlich. Es gibt auch fast keinen Autoverkehr.

Einige schöne Seitentäler öffnen sich.

Ich mag diese Kurven! ;-)

Der Nassfeldpass ist dann die Grenze zu Österreich. Ich rausche nur noch den Pass runter bis Tröpolach, und suche mir ein Hote.

Gerade rechtzeitig. Der Himmel sieht schon komisch aus.

Das Abendessen ist toll! Lungenstrudelsuppe gibts sonst nirgends!

Und die Kärntner Kasnudeln, eine Art Ravioli mit Minze-Käse-Füllung, ist auch superlecker.

113km und 2200 Höhenmeter, Maximalhöhe 1526m, 19-35 Grad, sonnig

16.08.2022: Tröpolach - Villach im Drautal

Heute nehme ich zuerst ein paar km Gail-Radweg unter die Räder. Das wird mir aber bald zu langweilig.

Als ich an einem Schild "Garnitzenklamm" vorbeikomme, beschließe ich einen spontanen kleinen Ausflug. Ich bekomme erst dann eine Vorstellung, auf was ich mich da eingelassen habe, als die Dame an der Kasse etwas von einer 4-5 stündigen Wanderung erzählt. Der Weg durch die Klamm hat durchaus Klettersteigqualität und ist anstrengend ;-)

Immer wieder hat man tolle Ausblicke in die Klamm, die selbst bei Niedrigwasser die Strudeltöpfe füllt.

9 Brücken führen über die Klamm, eine spektakulärer als die andere.

Auch der Rückweg über einen einfacher zu begehenden Wanderpfad ist nicht ohne. Unterwegs nach unten komme ich an einem kleinen Schrein vorbei, an dem jemand offenbar für seinen Heimatclub jeden Beistand haben möchte, den er bekommen kann.

Nach der Wanderung möchte ich wieder aufs Rad. Jetzt gehts erst mal rauf zur Egger Alm. Unterwegs eine Kuhriose Begegnung.

Die Egger Alm ist eine Hochebene mit Almdorf auf 1500m Höhe.

Ein paar der Almen sind bewirtschaftet und bieten leckeres Essen.

Zum Beispiel Kaiserschmarrn!

Langsam wird es später Nachmittag. Ich beeile mich, mein Tagesziel Villach zu erreichen.

Das geht über den Gail-Radweg relativ flott.

Bei Tageslicht wirkt Villach reichlich unspektakulär. In einer lauen Sommernacht, nach Einbruch der Dunkelheit, entfalten die schönen, belebten Plätze in der Innenstadt aber eine Menge Charme.

80km und 1500 Höhenmeter, Maximalhöhe 1505m, 17-30 Grad, sonnig

17.08.2022: Villach - Tamsweg

Von Villach aus möchte ich heute über die Turracherhöhe. Immerhin hat die auf Quäldich.de 4 von 5 Härte-Sternen für ihre lange 23%-Rampe bekommen. Um Autoverkehr zu vermeiden, wähle ich als Anfahrt die superschmale Landstraße Richtung Arriach, anstelle die flache Route über den Ossiacher See. Überraschend ist auf der superschmalen Landstraße doch einiger Betrieb.

Wieso das so ist, bemerke ich in Arriach: Hier hat kaum 6 Wochen zuvor ein Extremwetter die Hauptstraße weggerissen und eine ganze Menge Infrastruktur zerstört. Mein Eindruck ist, dass die Österreicher schlau genug waren, keine Wohnhäuser in Gewässer- und Hangnähe zu bauen, sodass die Schäden im Wesentlichen Schuppen, Straßen, Brücken und ein Wasserkraftwerk betrafen.

Nach der Einfahrt in die Passstraße zur Turracherhöhe kommen schon die Nockberge in Sicht.

Letzte Warnung: Das wird jetzt anstrengend :-D

Die Turracherhöhe besteht aus einem Bergsee mit ein paar Skihotels ringsherum, und macht auch im Sommer einen ganz gemütlichen Eindruck.

Das beste: Ich bin wieder in Kärnten, und hier gibts Marillenpalatschinken!

Auf der gut ausgebauten Straße ins Tal begegnen mir nur wenige Autos, und ich brauche ausnahmsweise mal nur wenig bremsen.

Mein Tageziel heute ist Tamsweg, eine wirklich hübsche kleine Stadt, umgeben von hohen Bergen. Über den Mur-Radweg komme ich flott meinem Ziel näher.

Am Mur-Radweg liegt auch Burg Finstergrün.

Ich liebe Kaspressknödelsuppe!

Heute Abend ist in Tamsweg ein Stadtfest. Eine Kapelle spielt bis in die Nacht auf dem Marktplatz. Ich freue mich wirklich, dass ich auch auf dieser Tour wieder hier durchgekommen bin.

100km und 2075 Höhenmeter, Maximalhöhe 1796m, 20-27 Grad, sonnig

18.08.2022: Tamsweg - Golling an der Salzach

Die Wettervorhersage wird langsam ein bisschen hysterisch und warnt vor Starkregen und Gewittern. Zwischen mir und der Salzach steht nur noch der Obertauern-Pass, und ab der Salzach kommt man praktisch flach bis München. Von Tamsweg aus kommt man auf gut ausgebauten Radwegen bis Mauterndorf.

Ab Mauterndorf gibts immerhin noch eine schöne MTB-Piste bis Tweng.

Nur die letzten paar km muss man auf die Straße. Die ist zwar breit ausgebaut, hat aber in den Lawinengalerien meist Radstreifen. Ein Lawinentunnel wird im Sommer vom motorisierten Verkehr gar nicht benutzt, sodass ich den Tunnel ganz für mich habe.

Obertauern enttäuscht eher: ein im Sommer ziemlich reizloses, uncharmantes Skigebiet.

Immerhin ist das Essen gut! Der Salat mit Ziegenkäse ist sehr lecker.

Nach der Abfahrt vom Pass erwischt mich dann doch ein Regengebiet auf der Katschberg-Straße. Ich buche mal eine Pension in Werfen, obwohl es eigentlich noch recht früh am Tag ist.

Selbstverständlich hört der Regen in Werfen auch direkt wieder auf. Ich storniere mein Zimmer, und fahre an Burg Werfen vorbei noch ein paar km.

Dieses Stück Salzach-Radweg macht auch nicht gerade Spaß, direkt an der Bundesstraße.

Ab Pass Lueg wird der Weg dann aber wieder schön. Der Pass hat zwar nur 552m, aber Pass ist Pass! Das habe ich doch schonmal geschrieben ;-)

Nach dem Pass zwängt sich die Salzach durch eine enge Schlucht mit turmhohen Felsen links und rechts.

Ich schlage mein Nachtquartier in Golling auf, einem hübschen kleinen Städchen, das ebenfalls eine Burganlage hat.

Das Abendessen ist wieder spektakulär gut. Im Bild Rindertartar als Vorspeise.

103km und 1200 Höhenmeter, Maximalhöhe 1758m, 20 Grad, bewölkt, Regen

19.08.2022: Golling - Rosenheim

Das Wetter ist heute ebenfalls wieder zweifelhaft.

Von Golling aus sind es nur 30km bis Salzburg.

In Salzburg war ich schon ein paar Mal. Angesichts des Wetters beschränke ich mich auf ein paar Fotos und fahre zügig Richtung München weiter.

Mein Grenzübergang nach Deutschland ist dieses Brückchen über die Saalach bei Ainring.

Schon bin ich wieder raus aus den Alpen. Geht wirklich flott. So groß ist das Gebirge nicht.

In Teisendorf komme ich direkt an einer Brauerei vorbei und suche so lange, bis ich einen Gasthof finde, der dieses auch in Kombination mit einem Mittagessen anbietet. Der Backhendlsalat war jedenfalls sehr lecker.

Ein kurzer Abstecher an den Chiemsee ist auch noch drin.

Nun scheint das Wetter aber Ernst zu machen. Ich buche mir rasch ein Hotel in Rosenheim, das ich noch erreiche bevor der Regen loslegt. Rosenheim ist ganz praktisch, weil da auch die IC und EC halten.

Zum Abschluss habe ich mir ein gehobenes Mittelalter-Hotel geleistet. Sogar das Personal lief in Mönchskutten herum -- man fühlt sich ein bisschen wie in "Der Name der Rose" :-)

Auch das Essen war phantastisch!

121km und 920 Höhenmeter, Maximalhöhe 700m, 20 Grad, diesig, Abends Gewitter

Am nächsten Tag war Dauerregen. Daher habe ich auf die letzten Kilometer bis München verzichtet. Stattdessen habe ich mit der Bahn eine Möglichkeit zur Heimfahrt gesucht, was wegen diverser Ausfälle und Verzögerungen an einem Freitag in der Ferienzeit nicht ganz einfach war ;-)

Abschluss

Ich bin an 10 Tagen ca. 1120km und 15000 Höhenmeter gefahren, hatte überwiegend tolles Wetter, aber auch zweimal einen halben Tag Regen. Bei den Temperaturen war aufgrund der Höhe von 5 Grad bis 35 Grad alles dabei.

Aufgrund des Feiertags und der Ferienzeit war die Auswahl an Hotels unerwartet dünn. Darum habe ich oft schon morgens ein Hotel für Abends gebucht. Das war nicht ganz ideal, weil ich sonst öfter durchaus noch 20km weiter gefahren wäre, oder eine schönere Route gewählt hätte als diejenige zum schönsten freien Hotel. Das nächste Mal muss wieder ein Zelt mit.

Da ich es gerne vermeiden wollte, bekannte Pässe nochmal zu fahren, habe ich diesmal einige Straßenpässe eingebaut, die mehr Autoverkehr hatten, als ich mir normalerweise antue. Die Auffahrt zum Plöckenpass war definitiv kein Highlight der Tour. Auch einige Teile des Tauern-, Salzach- und Alpe-Adria-Radwegs sind über befahrene Bundesstraßen geführt und gern mal voller Rentnertrupps auf e-Bikes. Mal 20km Transit von einem Pass zum nächsten sind ok. Ich kann mir aber nicht vorstellen, mich mehrere Tage in so einer Radlerkolonne zu bewegen. Richtig unglücklich war ich aber mit keiner Strecke, ich würde das so wieder fahren. Einen Abstecher nach Slowenien hätte ich auch noch gern gemacht -- beim nächsten Mal!

Meine Highlights waren ganz eindeutig die Großglockner-Hochalpenstraße, der MTB-Weg über die Kreuzwiesenalm oberhalb der Gerlos-Straße und die Garnitzenklamm. Die schönsten Städte waren für mich Udine, Cividale del Friuli und Tamsweg -- Salzburg ist zu überlaufen, und mit München werde ich nicht recht warm. Immerhin habe ich es geschafft, beinahe alle Strecken zu vermeiden, die ich bereits gefahren bin. Das wird zunehmend schwerer ;-)