Mal wieder sehr kurzfristig hatte ich ein paar Tage Zeit zur
Verfügung, und wollte diese sinnvoll zum Radfahren nutzen.
Anfang/Mitte März ist es jedoch noch relativ kalt, im
Gebirge liegt noch viel Schnee. Also sollte es nach
Südeuropa gehen. Zwei Tage vor der Abfahrt ist auch etwas
knapp, um noch einen Flug oder einen Fernbus mit Fahrradmitnahme
aufzutreiben. Der Nachtzug nach Italien geht aber immer. Florenz
kannte ich schon, nach Rom wollte ich nicht: übrig blieb ein
kleines Städtchen namens Orvieto, auf halbem Wege zwischen
Florenz und Rom. Ich hole mir also erst die Zugtickets und kaufe
mir dann eine Landkarte und einen Reiseführer für
Umbrien, lege mir als Orientierung einen 600km-Rundkurs mit ein
paar Sehenswürdigkeiten fest, und es kann losgehen :-)
Meine letztendliche Reiseroute ist hier dargestellt. Die
Punkte zeigen meine Übernachtungsorte an.
Der Tag beginnt sonnig, leicht diesig und relativ kalt, ich
schätze 6 Grad. Orvieto liegt auf einem ca. 150m hohen
Tuffsteinfelsen, den ich ab Bahnhof hinaufschiebe -- zu steil.
Die Aussicht von der Festung ist vielversprechend. In Bildmitte
sieht man den Bahnhof.
Die Besichtigung von Orvieto hebe ich mir für den
Abreisetag auf, wenn ich sowieso etwas eher in der Stadt sein
muss, um den Zug sicher zu erreichen. Ein letzter Blick
zurück:
Mein erstes Tagesziel ist der Lago di Bolsena. Das ist ein
wirklich gigantischer Vulkansee, genauer gesagt ein See, der die
durch den Einsturz der Magmakammer eines Vulkans entstandene
Caldera füllt.
Namensgebend für den See ist das hübsche Städtchen
Bolsena, das am Seeufer liegt.
Ich möchte heute noch ans Mittelmeer. Also verlasse ich
den See über den gegenüberliegenden Kraterrand und
nehme die Landstraße Richtung Sorano.
Die Straße ist mäßig befahren, und
schlängelt sich über Hügelkuppen und zwischen
steil aufragenden Felswänden Richtung Westen.
Sorano selbst ist eine winzige mittelalterliche Stadt am Hang
eines Tuffsteinfelsens, hoch über einem Fluß, und wird
von einer riesigen Festung überragt. Sehr
sehenswert!
Mittlerweile bin ich längst aus Umbrien heraus, und in
der Hochmaremma. Das ist im Grunde eine Hochebene, die in
Richtung Meer abfällt und von außerordentlich tief
eingekerbten Flüssen durchzogen ist. Es geht also die ganze
Zeit hinauf und hinunter.
Mein nächstes Ziel ist Pitigliano, ebenso wie Sorano eine
mittelalterliche Kleinstadt auf einem Tuffsteinfelsen hoch
über einem Fluß. Auch hier ist die Stadt aus
Tuffziegeln gebaut, d.h., aus Steinen die aus dem
darunterliegenden Felsen geschnitten wurden und deshalb die
gleiche Farbe aufweisen. Besonders beeindruckt hat mich der
Aquädukt.
Die letzten 50km ans Meer sind landschaftlich eher unspektakulär -- spektakulär war dann schon der kalte Gegenwind. Zelten möchte ich heute nicht. Als ich in Albinia vorbeikomme, lockt mich ein Hotelwegweiser in eine feste Unterkunft, wo ich (offenbar als einziger Gast) freundliche Aufnahme finde und der Hotelkatze vorgestellt werde.
Heute 124km in 7:15h gefahren, 1700 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 660m.
Bevor ich aufbreche, werfe ich noch einen Blick auf mein
Hotel.
Zuerst fahre ich zum Strand. Hier hätte es jede Menge
Gelegenheiten zum Zelten gegeben -- allerdings keine heiße
Dusche. Die Campingplätze haben ohne Ausnahme zu. Im
Hintergrund des Bildes sieht man schon mein nächstes Ziel,
eine Insel mit 40km Umfang, die sich etwa 400m aus dem Meer
erhebt. Um diese Insel möchte ich heute Vormittag
herumfahren. Die Insel und insbesondere die vorgelagerten
Strandgebiete gehören zu einem WWF-Naturpark.
An der Küste der Insel liegen drei hübsche, kleine
Hafenstädtchen. Dies hier ist Porto Santo Stefano.
Wider erwarten ist die Straße um die Insel herum alles
andere als flach. Dafür ist die Aussicht geradezu
spektakulär.
Viele Stellen erinnern stark an die Cinque Terre, die ich
schon ein paar Jahre zuvor abgeradelt habe.
Irgendwann ist dann leider die Straße zuende. Für
die 4km steilen Feldweg brauche ich lange, im Vergleich zum gut
befahrbaren Rest des Küstensträßchens.
Als ich von der Insel wieder herunter bin und der Küste
folge, säumen außerordentlich hohe Riedgräser den
Weg.
Die ganze Gegend hier ist ein Vogelparadies mit zahllosen
Flachwasserzonen.
Bei Ansedonia sehe ich einen Wegweiser zu einer
Ausgrabungsstätte, und beschließe einen spontanen
kleinen Umweg. Die Ausgrabung einer kleinen römischen
Ansiedlung befindet sich mitten in einem uralten
Olivenhain.
Zu sehen sind Reste einer römischen Straße,
Fundamente von Wohnhäusern, einem Tempel und
öffentlichen Plätzen. Interessant!
Leider scheint es mit Ausnahme der Autobahn an der Küste
keine durchgehende Straße zu geben. Der Gegenwind macht mir
auch zu schaffen. Also wende ich mich ins Landesinnere. Mein
nächstes Ziel ist Capalbio. Es liegt -- wie
überraschend -- oben auf einer Hügelkuppe ;-)
Von dort aus hat man neben der für mich schon gewohnten
Ansammlung hübscher mittelalterlicher, italienischer
Gebäude und enger Gässchen einen sehr schönen
Ausblick über die Hügelkuppen bis zum Meer.
Als letztes möchte ich heute noch Vulci besuchen, eine
Ausgrabung einer etruskischer Siedlung. Leider ist die
Straße dorthin nicht asphaltiert, was auf's Tempo
drückt, und es wird langsam spät.
Zu meiner größten Verblüffung hat die
Straße nicht nur keinen Asphalt, sondern auch keine
Brücken. Bei zwei Furten hole ich mir zuerst nasse und dann
auch noch ziemlich schlammige Füße.
Es wird nun langsam dunkel, und ich habe keine Vorräte mehr. Also nehme ich die nächste (geteerte!) Straße in die nächste beste größere Kleinstadt. In diesem Fall ist das Montalto di Castro. Ein Hotel finde ich zwar nicht, aber dafür einen offenen Supermarkt und ein Schlafplätzchen an einem Rastplatz. Hinter ein paar Klettergerüsten stelle ich mein Zelt auf.
115km in 7:30h gefahren, 1750 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 350m.
Am nächsten Morgen wecken mich nicht Jogger oder
Hundegassigeher, sondern die Sonne. Ich habe gut geschlafen.
Nach einem Anruf daheim beschließe ich, Vulci
auszulassen (ich hätte 15km zurückfahren müssen)
und gleich mein nächstes Ziel anzusteuern, eine ausgegrabene
etruskische Nekropole in der Nähe von Tarquinia. Auf dem Weg
dorthin sehe ich eine Schafherde mit einem frisch geborenen
Lämmchen, dem sogar noch die Nabelschnur herabhängt.
Hier an der Küste sieht es stellenweise tatsächlich
schon nach Frühling aus. Es blühen schon die
Mandelbäumchen.
Tarqunia liegt oben auf einem Hügel. So langsam erkenne
ich ein Muster ;-)
Tarqunia scheint etwas größer und jünger zu
sein als die Städtchen, die ich zuletzt durchfahren
habe.
Die etruskische Nekropole liegt hinter dem
südöstlichen Stadttor. Sie besteht aus 20 bis 25
kleinen Hütten, die jeweils eine Treppe enthalten, welche in
die jeweilige Grabkammer führen. Im Vordergrund im Bild ein
paar Steinsarkophage.
Die Grabkammern sind fast alle gleich aufgebaut, jedoch
unterschiedlich ausgemalt, ganz nach Geschmack des Auftraggebers.
Man sieht wilde Orgien, wie hier im Bild, aber auch Jagtszenen
oder Athleten.
Irgendwann habe ich genug Gräber gesehen, und folge dem
Aquädukt von Tarquinia in Richtung Gebirge.
Auf der Straße nach Viterbo ist mir zuviel LKW-Verkehr,
also biege ich in eine Seitenstraße ein -- leider wieder
unbefestigt, aber das kenne ich ja schon.
Zum Glück gibts nur Matsch, aber keine Furten!
Unterwegs komme ich immer wieder an mittelalterlichen
Städtchen auf steilen Klippen vorbei.
Mein letztes Tagesziel ist wieder ein Vulkansee, diesmal der
Lago di Vico. Im Gegensatz zum Lago di Bolsena ist dieser See um
einiges kleiner, und von steileren Kraterwänden umschlossen.
Außerdem hat man hier viel Wert auf Landschafts- und
Naturschutz gelegt, sodass um den See herum kaum Häuschen
oder Ansiedlungen zu finden sind, sondern ausgedehnte
Kastanienwälder.
Der Aufstieg aus dem Krater geht bis auf 780m hinauf, und ist
entsprechend anstrengend. Darum beschließe ich, mir wieder
ein Hotelzimmer zu nehmen. In Viterbo finde ich zwar so schnell
nur Viersternehotels. Allerdings sind die hier, fernab der
Touristenrouten und in der absoluten Nebensaison, durchaus
erschwinglich. Ich werde im Mini Palace Hotel jedenfalls sehr
freundlich empfangen. Mein Fahrrad darf sogar im großen
Speisesaal übernachten, der im März wohl nicht
gebraucht wird.
Sonst habe ich mich hauptsächlich aus den Geschäften ernährt, aber heute ist mir mal nach einem italienischen Essen. Ich folge der Empfehlung von der Hotelrezeption, und lande in Viterbo in der Taverna Etruska, zwischen lauter Italienern und mit italienischer Speisekarte. Ich bestelle einen Antipastiteller als Vorspeise und eine Pizza, und lasse mich überraschen. Der Antipastiteller enthält neben den erwarteten Oliven und Paprika auch eine äußerst leckere Auswahl an Salami und Schinken, und die Pizza entpuppt sich als eine für mich ungewöhnliche, aber leckere Kombination aus Mozarella, Gorgonzola und Rosinen ;-)
100km in 6:30h gefahren, 1800 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 780m.
Als erstes möchte ich Narni ansteuern. Auf dem Weg
dorthin lasse ich mich von einem Wegweiser in die Villa Lante
umleiten. Dabei handelt es sich um einen Park voller Wasserspiele
sowie ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. Die Wasserspiele
finde ich außerordentlich beeindruckend, sowohl von ihrer
schieren Ausdehnung her, als auch im Bezug auf ihr Alter. Vieles
ist dick mit Moos und Kalk überzogen, und man hat sich sehr
viel Mühe gegeben, die ganze Anlage behutsam instand zu
halten, ohne dabei die ursprüngliche Substanz mehr als
nötig anzutasten.
Der Park ist in drei große Ebenen angeordnet, die
über Treppen und Wasserkaskaden miteinander verbunden sind.
Vielleicht noch ein paar Worte zu den
Straßenverhältnissen: Ich habe nahezu die ganze Zeit
extrem schlechte Straßen befahren, meistens in
Schlangenlinien um die Schlaglöcher herum. Von den kleinsten
Nebenstraßen bis hin zu den Strada Statale sahen praktisch
alle Straßen so aus. Am besten fuhr es sich noch auf der
10cm breiten, weißen Fahrbahnmarkierung ganz am
Rand.
Irgendwo vor Orte lockt mich eine Markierung "Aussicht" in
meinem Navigationsgerät auf einen schmalen Trampelpfad neben
der Straße. Der Trampelpfad führt nach 500m in ein
Bachbett voller blankgescheuerter Felsen, Stromschnellen und der
Ruine einer alten Wassermühle -- interessant!
Orte ist eine kleine, mittelalterliche Stadt auf einem
Tuffsteinfelsen (habe ich das nicht schon ein- oder zweimal
geschrieben?), mit einer sehenswerten Altstadt voller alter
Gebäude und enger Gassen.
Nachdem ich hinter Orte durch eine enge Schlucht gefahren bin,
erreiche ich Narni, eine kleine, mittelalterliche Stadt hoch oben
auf... (das spare ich mir jetzt). Das Wahrzeichen von Narni ist
jedenfalls die Ponte d'Augusto. Genau genommen, der Rest einer
gewaltigen römischen Bogenbrücke über die Nera,
die als Teil der Via Flaminia unter Augustus erbaut
wurde.
Ebenfalls an der Via Flaminia liegt Carsulae, mein
nächstes Tagesziel. Carsulae ist eine ehemalige
römische Ansiedlung auf einem Hügel bei San Gemini. Die
Ausgrabungen haben das Forum, ein Theater, ein Amphiteater,
Tempel, ein Stückchen Straße, einen Friedhof und
weitere Gebäude freigelegt. Auf dem Foto ist der Bogen, der
den Durchgang zum Forum bildete.
Die Reste der Via Flaminia liegen romantisch zwischen alten
Bäumen.
Mein Nachtquartier suche ich mir in Terni, auf dem Bild noch
irgendwo im Dunst verborgen.
Terni ist meine erste größere Stadt auf dem Weg, etwas weniger als halb so groß wie Karlsruhe. Wieder finde ich nichts günstigeres als ein Viersternehotel, werde aber sehr freundlich aufgenommen und bekomme auch einen schönen Platz für mein Rad. Viel gefahren bin ich oder weit gekommen bin ich heute nicht, habe aber viel besichtigt.
85km in 4:45h gefahren, 1100 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 480m.
Der Tag startet mit dem besten Frühstück bisher. Im Gegensatz zu den anderen Hotels beherbergt man hier tatsächlich mehrere Gäste. Für die Region typisch scheint ein süßes Frühstück mit Kaffee und Kuchen zu sein, und hier gibts neben dem üblichen kleinen Buffet auch eine schöne Auswahl an vom Hotel selbst gebackenen, leckeren Kuchen.
Mein erstes Ziel heute sind die Cascata delle Marmore, einer
der höchsten Wasserfälle Italiens. Ich erreiche den
Wasserfall kurz vor 10 Uhr, noch bevor das Kassenhäuschen
besetzt ist, und schlüpfe so unbeabsichtigt an der Kasse
vorbei. Allerdings ist der Wasserfall eher spärlich -- so
ähnlich wie der Amselfall in der Sächsischen Schweiz
wird der Wasserfall über eine Schleuse mit Wasser versorgt,
und kann als Fotomotiv mit einem starken Wasserschwall geflutet
werden. Nunja, nachdem ich die Wasserfälle in Norwegen
gesehen habe, können mich Wasserfälle ohnehin nicht
mehr so leicht beeindrucken ;-)
Heute möchte ich noch Assisi erreichen. Daher nehme ich
zuerst die SR 209 durch den Parco fluviale del Nera. Hier begegne
ich hunderten frierender, dick eingepackter italienischer
Rennradfahrer. Nachdem ich mehrere überholt habe, kann ich
ohne Übertreibung sagen: der durchschnittliche italienische
Rennradfahrer ist nicht unbedingt besonders schnell, aber
dafür besonders schön unterwegs, immer modisch
gekleidet, mit genauestens aufs Fahrrad abgestimmter Montur
;-)
Bei Scheggino mache ich eine kurze Orientierungspause.
Leider ist der Tunnel nach Spoleto für Radfahrer
gesperrt. Also muss ich die Paßstraße über
Grotti hinauf nehmen. Dafür ist die Aussicht toll!
In Spoleto hat man eine Lösung dafür gefunden, wie
man Fußgänger ohne allzuviel Kletterei über
steile Kopfsteinpflasterstraßen durch die Altstadt
befördert: Drei Rolltreppenlinien befördern
Fußgänger durch die Stadt! Auf dem Bild sieht man
einen Teil dieser Rolltreppen zwischen der Stadtmauer und der
Festung.
Die Hauptattraktion von Spoleto ist die Ponte delle Torri,
eine Mischung aus Brücke und Aquädukt hinter der
Festung, die schön Goethe auf seiner Italienreise bewundert
hat. Interessanterweise wurde der Aquädukt im Mittelalter
gebaut, also nicht in römischer Zeit, und unterscheidet sich
durch seine äußerst wuchtigen Pfeiler deutlich von den
römischen Aquädukten.
In Spoleto fängt es an zu nieseln. Glücklicherweise
ist der Weg flach.
Nachdem ich die praktisch unbefahrbaren Teile bei Spoleto
geflissentlich umfahren habe, nehme ich nun doch den Radweg von
Spoleto nach Assisi, immer an einem Kanal entlang.
Als einziger überregionaler Radweg, der mir während
der ganzen Zeit begegnet ist, ist er sogar sehr schön
ausgeschildert.
In Bevagna regnet es mittlerweile kräftig. Bei
schönem Wetter hätte sich eine ausführlichere
Besichtigung sicher gelohnt.
Mit Blick auf Assisi nehme ich mir ein Bed and Breakfast. Der
Wirt ist überrascht, dass so früh im Jahr schon ein
Gast klingelt, und muss als allererstes mal die Heizung im
Gästehaus anstellen. An sonsten werde ich hier wie bisher
überall sehr freundlich empfangen, obwohl ich
triefendnaß ankomme, und mein Fahrrad schwarze
Schlammpfützen auf der Terrasse hinterläßt.
Abends möchte ich dann in einer Pizzeria essen, werde jedoch wieder fortgeschickt, da ich 10 Minuten vor der Öffnungszeit auftauche. Das ist mir bei dem Regen dann doch zuviel, und ich gehe direkt in den Imbiß gegenüber. Dieser ist voller Jugendlicher, die mir mit Hilfe von einem Handy und Google Translator erklären, dass an meinem Fahrrad noch das Licht brennt. Leider gelingt es mir nicht, ihnen zu erklären, was ein Standlicht ist, und dass das genau so richtig ist ;-)
110km in 6:00h gefahren, 1000 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 750m.
Mein erstes Ziel heute ist Assisi, mit dem Grab des Heiligen
Franz in der Kathedrale. Leider regnet es noch immer ganz
ordentlich.
Auf der Piazza del Comune sorgt eine Polizistin in Regenkluft
für Ordnung.
Das Wetter wird eher schlechter als besser. Also
beschließe ich, heute noch nach Orvieto weiterzufahren, und
werfe einen letzten Blick auf die Türme von Assisi.
Zunächst fahre ich nach Bettona, einer auf einem
Hügel gelegenen Stadt mit einer tollen Aussicht. Hier
hört auch der Regen auf -- unter der Regenwolke am linken
Bildrand, dort wo sie am dichtesten ist, liegt Assisi.
Der Blick von oben auf die Wolkendecke ist wirklich
spektakulär.
Als nächste fahre ich an den zahllosen
Majolika-Manufakturen in Deruta vorbei. Es gibt Teller und
bauchige Amphoren in allen Größen und Farben, bemalt
und glasiert, als Vasen, Nachttischlampen oder
Wasserkrüge.
Es regnet jetzt so heftig, dass ich die Kamera nicht mehr herausholen möchte. Notgedrungen findet meine Mittagspause unter dem Vordach eines Supermarktes statt. Wirklich hart fand ich die 18%-Steigung nach Todi hinauf im Regen. Von Todi nach Orvieto ging es über die SS448 durch den Parco Fluviale del Tevere, eine Strecke, die ohne den heftigen Regen landschaftlich sehr schön gewesen wäre. Ungefähr bei Rota laufen meine Schuhe über. Bis hierher haben meine Regensachen erstaunlich gut dichtgehalten. Ich wünsche mir nun wirklich ein Hotel.
Ich finde ein sehr schönes in der Altstadt von Orvieto,
nachdem ich nun zum zweiten Mal in diesem Urlaub den steilen
Anstieg vom Bahnhof zur Festung hinaufgeschoben habe. Das Albergo
ist wunderschön in weiß und Messing gehalten, mit
Rosen auf den Vorhängen, Tischdecken und Tagesdecken, und
ich komme mir als triefendnaßer und verschwitzter Radfahrer
durchaus deplatziert vor. Nichtsdestotrotz werde ich auch hier
sehr freundlich aufgenommen.
104km in 5:30h gefahren, 1250 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 420m.
Heute Abend geht mein Nachtzug ab Orvieto zurück nach
Hause. Es nieselt noch immer leicht, also beschließe ich,
mir zuerst die Stadt anzusehen.
Orvieto war wegen einer Belagerung Roms eine Zeitlang der Sitz
des Papstes. Entsprechend prächtig ist die Kathedrale
ausgeschmückt.
Für den Eintritt in die Kathedrale war ich allerdings zu
geizig ;-)
Nicht zu geizig war ich für eine Stadtführung durch
den Untergrund Orvietos, also durch die Gänge, Zisternen,
Vorratskammern und (auf dem Bild) Taubenschläge, die schon
die Etrusker begonnen haben, in den Stadtfelsen zu schlagen. Weil
ich keine Stunde auf die englische Führung warten
möchte, mache ich die italienische mit. Auch ohne brauchbare
Italienischkenntnisse versteht man zum Glück genug, um
einigermaßen folgen zu können.
Als nächstes besuche ich die etruskische Necropoli del
Crocifisso in der Nähe der Stadt. Im Gegensatz zu der
Nekropole bei Tarquinia haben die Etrusker hier keine
unterirdischen Kammern angelegt, sondern steinerne Häuschen
gebaut. Über dem Türsturz steht jeweils der Name der
auftraggebenden Familie. Von Bemalungen oder Innenausstattung ist
nichts erhalten.
Ich habe immernoch eine Menge Zeit bis zur Abfahrt, und es
nieselt nur noch ganz leicht. Also drehe ich eine kleine
50km-Runde durch die umliegenden Bergdörfer.
Vorbei an alten Burgen...
...und Weinstöcken.
Auf meinen Zug warte ich in der Festung von Orvieto, das
heißt, ich schiebe nun zum dritten Mal den steilen Anstieg
zur Altstadt hinauf ;-)
62km in 4:30h gefahren, 1200 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 570m.
Insgesamt bin ich in sieben Tagen 700km in 40h gefahren (Werte vom Tacho, da ist noch der Weg von/zum Bahnhof dabei), bei fast 10.000 Höhenmetern. Durch die vielen Hotelübernachtungen war es etwas teurer als sonst auf meinen Radreisen üblich, aber es war wirklich noch sehr früh im Jahr. Frühlingshaft sah es eigentlich nur an der Küste aus. Rückblickend war das eine sehr schöne Tour gewesen. Würde ich sie nochmal fahren, würde ich allerdings etwas mehr landschaftlich reizvolle Strecke und etwas weniger Sehenswürdigkeiten einplanen. Außerdem würde ich das Zelt zu Hause lassen, und eher ein Bed and Breakfast-Verzeichnis mitnehmen. An den Sehenswürdigkeiten haben mich besonders die Villa Lante, der Lago di Vico und Carsulae beeindruckt, sowie die Gebirgsstrecken durch Umbrien und die Hochmaremma.