Reisebericht Italien 2015

Reisevorbereitungen

Mal wieder sehr kurzfristig hatte ich ein paar Tage Zeit zur Verfügung, und wollte diese sinnvoll zum Radfahren nutzen. Anfang/Mitte März ist es jedoch noch relativ kalt, im Gebirge liegt noch viel Schnee. Also sollte es nach Südeuropa gehen. Zwei Tage vor der Abfahrt ist auch etwas knapp, um noch einen Flug oder einen Fernbus mit Fahrradmitnahme aufzutreiben. Der Nachtzug nach Italien geht aber immer. Florenz kannte ich schon, nach Rom wollte ich nicht: übrig blieb ein kleines Städtchen namens Orvieto, auf halbem Wege zwischen Florenz und Rom. Ich hole mir also erst die Zugtickets und kaufe mir dann eine Landkarte und einen Reiseführer für Umbrien, lege mir als Orientierung einen 600km-Rundkurs mit ein paar Sehenswürdigkeiten fest, und es kann losgehen :-)

Meine letztendliche Reiseroute ist hier dargestellt. Die Punkte zeigen meine Übernachtungsorte an.

11.03.2015: Orvieto - Albinia

Der Tag beginnt sonnig, leicht diesig und relativ kalt, ich schätze 6 Grad. Orvieto liegt auf einem ca. 150m hohen Tuffsteinfelsen, den ich ab Bahnhof hinaufschiebe -- zu steil. Die Aussicht von der Festung ist vielversprechend. In Bildmitte sieht man den Bahnhof.

Die Besichtigung von Orvieto hebe ich mir für den Abreisetag auf, wenn ich sowieso etwas eher in der Stadt sein muss, um den Zug sicher zu erreichen. Ein letzter Blick zurück:

Mein erstes Tagesziel ist der Lago di Bolsena. Das ist ein wirklich gigantischer Vulkansee, genauer gesagt ein See, der die durch den Einsturz der Magmakammer eines Vulkans entstandene Caldera füllt.

Namensgebend für den See ist das hübsche Städtchen Bolsena, das am Seeufer liegt.

Ich möchte heute noch ans Mittelmeer. Also verlasse ich den See über den gegenüberliegenden Kraterrand und nehme die Landstraße Richtung Sorano.

Die Straße ist mäßig befahren, und schlängelt sich über Hügelkuppen und zwischen steil aufragenden Felswänden Richtung Westen.

Sorano selbst ist eine winzige mittelalterliche Stadt am Hang eines Tuffsteinfelsens, hoch über einem Fluß, und wird von einer riesigen Festung überragt. Sehr sehenswert!

Mittlerweile bin ich längst aus Umbrien heraus, und in der Hochmaremma. Das ist im Grunde eine Hochebene, die in Richtung Meer abfällt und von außerordentlich tief eingekerbten Flüssen durchzogen ist. Es geht also die ganze Zeit hinauf und hinunter.

Mein nächstes Ziel ist Pitigliano, ebenso wie Sorano eine mittelalterliche Kleinstadt auf einem Tuffsteinfelsen hoch über einem Fluß. Auch hier ist die Stadt aus Tuffziegeln gebaut, d.h., aus Steinen die aus dem darunterliegenden Felsen geschnitten wurden und deshalb die gleiche Farbe aufweisen. Besonders beeindruckt hat mich der Aquädukt.

Die letzten 50km ans Meer sind landschaftlich eher unspektakulär -- spektakulär war dann schon der kalte Gegenwind. Zelten möchte ich heute nicht. Als ich in Albinia vorbeikomme, lockt mich ein Hotelwegweiser in eine feste Unterkunft, wo ich (offenbar als einziger Gast) freundliche Aufnahme finde und der Hotelkatze vorgestellt werde.

Heute 124km in 7:15h gefahren, 1700 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 660m.

12.03.2015: Albinia - Montalto di Castro

Bevor ich aufbreche, werfe ich noch einen Blick auf mein Hotel.

Zuerst fahre ich zum Strand. Hier hätte es jede Menge Gelegenheiten zum Zelten gegeben -- allerdings keine heiße Dusche. Die Campingplätze haben ohne Ausnahme zu. Im Hintergrund des Bildes sieht man schon mein nächstes Ziel, eine Insel mit 40km Umfang, die sich etwa 400m aus dem Meer erhebt. Um diese Insel möchte ich heute Vormittag herumfahren. Die Insel und insbesondere die vorgelagerten Strandgebiete gehören zu einem WWF-Naturpark.

An der Küste der Insel liegen drei hübsche, kleine Hafenstädtchen. Dies hier ist Porto Santo Stefano.

Wider erwarten ist die Straße um die Insel herum alles andere als flach. Dafür ist die Aussicht geradezu spektakulär.

Viele Stellen erinnern stark an die Cinque Terre, die ich schon ein paar Jahre zuvor abgeradelt habe.

Irgendwann ist dann leider die Straße zuende. Für die 4km steilen Feldweg brauche ich lange, im Vergleich zum gut befahrbaren Rest des Küstensträßchens.

Als ich von der Insel wieder herunter bin und der Küste folge, säumen außerordentlich hohe Riedgräser den Weg.

Die ganze Gegend hier ist ein Vogelparadies mit zahllosen Flachwasserzonen.

Bei Ansedonia sehe ich einen Wegweiser zu einer Ausgrabungsstätte, und beschließe einen spontanen kleinen Umweg. Die Ausgrabung einer kleinen römischen Ansiedlung befindet sich mitten in einem uralten Olivenhain.

Zu sehen sind Reste einer römischen Straße, Fundamente von Wohnhäusern, einem Tempel und öffentlichen Plätzen. Interessant!

Leider scheint es mit Ausnahme der Autobahn an der Küste keine durchgehende Straße zu geben. Der Gegenwind macht mir auch zu schaffen. Also wende ich mich ins Landesinnere. Mein nächstes Ziel ist Capalbio. Es liegt -- wie überraschend -- oben auf einer Hügelkuppe ;-)

Von dort aus hat man neben der für mich schon gewohnten Ansammlung hübscher mittelalterlicher, italienischer Gebäude und enger Gässchen einen sehr schönen Ausblick über die Hügelkuppen bis zum Meer.

Als letztes möchte ich heute noch Vulci besuchen, eine Ausgrabung einer etruskischer Siedlung. Leider ist die Straße dorthin nicht asphaltiert, was auf's Tempo drückt, und es wird langsam spät.

Zu meiner größten Verblüffung hat die Straße nicht nur keinen Asphalt, sondern auch keine Brücken. Bei zwei Furten hole ich mir zuerst nasse und dann auch noch ziemlich schlammige Füße.

Es wird nun langsam dunkel, und ich habe keine Vorräte mehr. Also nehme ich die nächste (geteerte!) Straße in die nächste beste größere Kleinstadt. In diesem Fall ist das Montalto di Castro. Ein Hotel finde ich zwar nicht, aber dafür einen offenen Supermarkt und ein Schlafplätzchen an einem Rastplatz. Hinter ein paar Klettergerüsten stelle ich mein Zelt auf.

115km in 7:30h gefahren, 1750 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 350m.

13.03.2015: Montalto di Castro - Viterbo

Am nächsten Morgen wecken mich nicht Jogger oder Hundegassigeher, sondern die Sonne. Ich habe gut geschlafen.

Nach einem Anruf daheim beschließe ich, Vulci auszulassen (ich hätte 15km zurückfahren müssen) und gleich mein nächstes Ziel anzusteuern, eine ausgegrabene etruskische Nekropole in der Nähe von Tarquinia. Auf dem Weg dorthin sehe ich eine Schafherde mit einem frisch geborenen Lämmchen, dem sogar noch die Nabelschnur herabhängt.

Hier an der Küste sieht es stellenweise tatsächlich schon nach Frühling aus. Es blühen schon die Mandelbäumchen.

Tarqunia liegt oben auf einem Hügel. So langsam erkenne ich ein Muster ;-)

Tarqunia scheint etwas größer und jünger zu sein als die Städtchen, die ich zuletzt durchfahren habe.

Die etruskische Nekropole liegt hinter dem südöstlichen Stadttor. Sie besteht aus 20 bis 25 kleinen Hütten, die jeweils eine Treppe enthalten, welche in die jeweilige Grabkammer führen. Im Vordergrund im Bild ein paar Steinsarkophage.

Die Grabkammern sind fast alle gleich aufgebaut, jedoch unterschiedlich ausgemalt, ganz nach Geschmack des Auftraggebers. Man sieht wilde Orgien, wie hier im Bild, aber auch Jagtszenen oder Athleten.

Irgendwann habe ich genug Gräber gesehen, und folge dem Aquädukt von Tarquinia in Richtung Gebirge.

Auf der Straße nach Viterbo ist mir zuviel LKW-Verkehr, also biege ich in eine Seitenstraße ein -- leider wieder unbefestigt, aber das kenne ich ja schon.

Zum Glück gibts nur Matsch, aber keine Furten!

Unterwegs komme ich immer wieder an mittelalterlichen Städtchen auf steilen Klippen vorbei.

Mein letztes Tagesziel ist wieder ein Vulkansee, diesmal der Lago di Vico. Im Gegensatz zum Lago di Bolsena ist dieser See um einiges kleiner, und von steileren Kraterwänden umschlossen. Außerdem hat man hier viel Wert auf Landschafts- und Naturschutz gelegt, sodass um den See herum kaum Häuschen oder Ansiedlungen zu finden sind, sondern ausgedehnte Kastanienwälder.

Der Aufstieg aus dem Krater geht bis auf 780m hinauf, und ist entsprechend anstrengend. Darum beschließe ich, mir wieder ein Hotelzimmer zu nehmen. In Viterbo finde ich zwar so schnell nur Viersternehotels. Allerdings sind die hier, fernab der Touristenrouten und in der absoluten Nebensaison, durchaus erschwinglich. Ich werde im Mini Palace Hotel jedenfalls sehr freundlich empfangen. Mein Fahrrad darf sogar im großen Speisesaal übernachten, der im März wohl nicht gebraucht wird.

Sonst habe ich mich hauptsächlich aus den Geschäften ernährt, aber heute ist mir mal nach einem italienischen Essen. Ich folge der Empfehlung von der Hotelrezeption, und lande in Viterbo in der Taverna Etruska, zwischen lauter Italienern und mit italienischer Speisekarte. Ich bestelle einen Antipastiteller als Vorspeise und eine Pizza, und lasse mich überraschen. Der Antipastiteller enthält neben den erwarteten Oliven und Paprika auch eine äußerst leckere Auswahl an Salami und Schinken, und die Pizza entpuppt sich als eine für mich ungewöhnliche, aber leckere Kombination aus Mozarella, Gorgonzola und Rosinen ;-)

100km in 6:30h gefahren, 1800 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 780m.

14.03.2015: Viterbo - Terni

Als erstes möchte ich Narni ansteuern. Auf dem Weg dorthin lasse ich mich von einem Wegweiser in die Villa Lante umleiten. Dabei handelt es sich um einen Park voller Wasserspiele sowie ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. Die Wasserspiele finde ich außerordentlich beeindruckend, sowohl von ihrer schieren Ausdehnung her, als auch im Bezug auf ihr Alter. Vieles ist dick mit Moos und Kalk überzogen, und man hat sich sehr viel Mühe gegeben, die ganze Anlage behutsam instand zu halten, ohne dabei die ursprüngliche Substanz mehr als nötig anzutasten.

Der Park ist in drei große Ebenen angeordnet, die über Treppen und Wasserkaskaden miteinander verbunden sind.

Vielleicht noch ein paar Worte zu den Straßenverhältnissen: Ich habe nahezu die ganze Zeit extrem schlechte Straßen befahren, meistens in Schlangenlinien um die Schlaglöcher herum. Von den kleinsten Nebenstraßen bis hin zu den Strada Statale sahen praktisch alle Straßen so aus. Am besten fuhr es sich noch auf der 10cm breiten, weißen Fahrbahnmarkierung ganz am Rand.

Irgendwo vor Orte lockt mich eine Markierung "Aussicht" in meinem Navigationsgerät auf einen schmalen Trampelpfad neben der Straße. Der Trampelpfad führt nach 500m in ein Bachbett voller blankgescheuerter Felsen, Stromschnellen und der Ruine einer alten Wassermühle -- interessant!

Orte ist eine kleine, mittelalterliche Stadt auf einem Tuffsteinfelsen (habe ich das nicht schon ein- oder zweimal geschrieben?), mit einer sehenswerten Altstadt voller alter Gebäude und enger Gassen.

Nachdem ich hinter Orte durch eine enge Schlucht gefahren bin, erreiche ich Narni, eine kleine, mittelalterliche Stadt hoch oben auf... (das spare ich mir jetzt). Das Wahrzeichen von Narni ist jedenfalls die Ponte d'Augusto. Genau genommen, der Rest einer gewaltigen römischen Bogenbrücke über die Nera, die als Teil der Via Flaminia unter Augustus erbaut wurde.

Ebenfalls an der Via Flaminia liegt Carsulae, mein nächstes Tagesziel. Carsulae ist eine ehemalige römische Ansiedlung auf einem Hügel bei San Gemini. Die Ausgrabungen haben das Forum, ein Theater, ein Amphiteater, Tempel, ein Stückchen Straße, einen Friedhof und weitere Gebäude freigelegt. Auf dem Foto ist der Bogen, der den Durchgang zum Forum bildete.

Die Reste der Via Flaminia liegen romantisch zwischen alten Bäumen.

Mein Nachtquartier suche ich mir in Terni, auf dem Bild noch irgendwo im Dunst verborgen.

Terni ist meine erste größere Stadt auf dem Weg, etwas weniger als halb so groß wie Karlsruhe. Wieder finde ich nichts günstigeres als ein Viersternehotel, werde aber sehr freundlich aufgenommen und bekomme auch einen schönen Platz für mein Rad. Viel gefahren bin ich oder weit gekommen bin ich heute nicht, habe aber viel besichtigt.

85km in 4:45h gefahren, 1100 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 480m.

15.03.2015: Terni - Assisi

Der Tag startet mit dem besten Frühstück bisher. Im Gegensatz zu den anderen Hotels beherbergt man hier tatsächlich mehrere Gäste. Für die Region typisch scheint ein süßes Frühstück mit Kaffee und Kuchen zu sein, und hier gibts neben dem üblichen kleinen Buffet auch eine schöne Auswahl an vom Hotel selbst gebackenen, leckeren Kuchen.

Mein erstes Ziel heute sind die Cascata delle Marmore, einer der höchsten Wasserfälle Italiens. Ich erreiche den Wasserfall kurz vor 10 Uhr, noch bevor das Kassenhäuschen besetzt ist, und schlüpfe so unbeabsichtigt an der Kasse vorbei. Allerdings ist der Wasserfall eher spärlich -- so ähnlich wie der Amselfall in der Sächsischen Schweiz wird der Wasserfall über eine Schleuse mit Wasser versorgt, und kann als Fotomotiv mit einem starken Wasserschwall geflutet werden. Nunja, nachdem ich die Wasserfälle in Norwegen gesehen habe, können mich Wasserfälle ohnehin nicht mehr so leicht beeindrucken ;-)

Heute möchte ich noch Assisi erreichen. Daher nehme ich zuerst die SR 209 durch den Parco fluviale del Nera. Hier begegne ich hunderten frierender, dick eingepackter italienischer Rennradfahrer. Nachdem ich mehrere überholt habe, kann ich ohne Übertreibung sagen: der durchschnittliche italienische Rennradfahrer ist nicht unbedingt besonders schnell, aber dafür besonders schön unterwegs, immer modisch gekleidet, mit genauestens aufs Fahrrad abgestimmter Montur ;-)

Bei Scheggino mache ich eine kurze Orientierungspause.

Leider ist der Tunnel nach Spoleto für Radfahrer gesperrt. Also muss ich die Paßstraße über Grotti hinauf nehmen. Dafür ist die Aussicht toll!

In Spoleto hat man eine Lösung dafür gefunden, wie man Fußgänger ohne allzuviel Kletterei über steile Kopfsteinpflasterstraßen durch die Altstadt befördert: Drei Rolltreppenlinien befördern Fußgänger durch die Stadt! Auf dem Bild sieht man einen Teil dieser Rolltreppen zwischen der Stadtmauer und der Festung.

Die Hauptattraktion von Spoleto ist die Ponte delle Torri, eine Mischung aus Brücke und Aquädukt hinter der Festung, die schön Goethe auf seiner Italienreise bewundert hat. Interessanterweise wurde der Aquädukt im Mittelalter gebaut, also nicht in römischer Zeit, und unterscheidet sich durch seine äußerst wuchtigen Pfeiler deutlich von den römischen Aquädukten.

In Spoleto fängt es an zu nieseln. Glücklicherweise ist der Weg flach.

Nachdem ich die praktisch unbefahrbaren Teile bei Spoleto geflissentlich umfahren habe, nehme ich nun doch den Radweg von Spoleto nach Assisi, immer an einem Kanal entlang.

Als einziger überregionaler Radweg, der mir während der ganzen Zeit begegnet ist, ist er sogar sehr schön ausgeschildert.

In Bevagna regnet es mittlerweile kräftig. Bei schönem Wetter hätte sich eine ausführlichere Besichtigung sicher gelohnt.

Mit Blick auf Assisi nehme ich mir ein Bed and Breakfast. Der Wirt ist überrascht, dass so früh im Jahr schon ein Gast klingelt, und muss als allererstes mal die Heizung im Gästehaus anstellen. An sonsten werde ich hier wie bisher überall sehr freundlich empfangen, obwohl ich triefendnaß ankomme, und mein Fahrrad schwarze Schlammpfützen auf der Terrasse hinterläßt.

Abends möchte ich dann in einer Pizzeria essen, werde jedoch wieder fortgeschickt, da ich 10 Minuten vor der Öffnungszeit auftauche. Das ist mir bei dem Regen dann doch zuviel, und ich gehe direkt in den Imbiß gegenüber. Dieser ist voller Jugendlicher, die mir mit Hilfe von einem Handy und Google Translator erklären, dass an meinem Fahrrad noch das Licht brennt. Leider gelingt es mir nicht, ihnen zu erklären, was ein Standlicht ist, und dass das genau so richtig ist ;-)

110km in 6:00h gefahren, 1000 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 750m.

16.03.2015: Assisi - Orvieto

Mein erstes Ziel heute ist Assisi, mit dem Grab des Heiligen Franz in der Kathedrale. Leider regnet es noch immer ganz ordentlich.

Auf der Piazza del Comune sorgt eine Polizistin in Regenkluft für Ordnung.

Das Wetter wird eher schlechter als besser. Also beschließe ich, heute noch nach Orvieto weiterzufahren, und werfe einen letzten Blick auf die Türme von Assisi.

Zunächst fahre ich nach Bettona, einer auf einem Hügel gelegenen Stadt mit einer tollen Aussicht. Hier hört auch der Regen auf -- unter der Regenwolke am linken Bildrand, dort wo sie am dichtesten ist, liegt Assisi.

Der Blick von oben auf die Wolkendecke ist wirklich spektakulär.

Als nächste fahre ich an den zahllosen Majolika-Manufakturen in Deruta vorbei. Es gibt Teller und bauchige Amphoren in allen Größen und Farben, bemalt und glasiert, als Vasen, Nachttischlampen oder Wasserkrüge.

Es regnet jetzt so heftig, dass ich die Kamera nicht mehr herausholen möchte. Notgedrungen findet meine Mittagspause unter dem Vordach eines Supermarktes statt. Wirklich hart fand ich die 18%-Steigung nach Todi hinauf im Regen. Von Todi nach Orvieto ging es über die SS448 durch den Parco Fluviale del Tevere, eine Strecke, die ohne den heftigen Regen landschaftlich sehr schön gewesen wäre. Ungefähr bei Rota laufen meine Schuhe über. Bis hierher haben meine Regensachen erstaunlich gut dichtgehalten. Ich wünsche mir nun wirklich ein Hotel.

Ich finde ein sehr schönes in der Altstadt von Orvieto, nachdem ich nun zum zweiten Mal in diesem Urlaub den steilen Anstieg vom Bahnhof zur Festung hinaufgeschoben habe. Das Albergo ist wunderschön in weiß und Messing gehalten, mit Rosen auf den Vorhängen, Tischdecken und Tagesdecken, und ich komme mir als triefendnaßer und verschwitzter Radfahrer durchaus deplatziert vor. Nichtsdestotrotz werde ich auch hier sehr freundlich aufgenommen.

104km in 5:30h gefahren, 1250 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 420m.

17.03.2015: Orvieto und Umgebung

Heute Abend geht mein Nachtzug ab Orvieto zurück nach Hause. Es nieselt noch immer leicht, also beschließe ich, mir zuerst die Stadt anzusehen.

Orvieto war wegen einer Belagerung Roms eine Zeitlang der Sitz des Papstes. Entsprechend prächtig ist die Kathedrale ausgeschmückt.

Für den Eintritt in die Kathedrale war ich allerdings zu geizig ;-)

Nicht zu geizig war ich für eine Stadtführung durch den Untergrund Orvietos, also durch die Gänge, Zisternen, Vorratskammern und (auf dem Bild) Taubenschläge, die schon die Etrusker begonnen haben, in den Stadtfelsen zu schlagen. Weil ich keine Stunde auf die englische Führung warten möchte, mache ich die italienische mit. Auch ohne brauchbare Italienischkenntnisse versteht man zum Glück genug, um einigermaßen folgen zu können.

Als nächstes besuche ich die etruskische Necropoli del Crocifisso in der Nähe der Stadt. Im Gegensatz zu der Nekropole bei Tarquinia haben die Etrusker hier keine unterirdischen Kammern angelegt, sondern steinerne Häuschen gebaut. Über dem Türsturz steht jeweils der Name der auftraggebenden Familie. Von Bemalungen oder Innenausstattung ist nichts erhalten.

Ich habe immernoch eine Menge Zeit bis zur Abfahrt, und es nieselt nur noch ganz leicht. Also drehe ich eine kleine 50km-Runde durch die umliegenden Bergdörfer.

Vorbei an alten Burgen...

...und Weinstöcken.

Auf meinen Zug warte ich in der Festung von Orvieto, das heißt, ich schiebe nun zum dritten Mal den steilen Anstieg zur Altstadt hinauf ;-)

62km in 4:30h gefahren, 1200 Höhenmeter überwunden, Maximalhöhe 570m.

Abschluß

Insgesamt bin ich in sieben Tagen 700km in 40h gefahren (Werte vom Tacho, da ist noch der Weg von/zum Bahnhof dabei), bei fast 10.000 Höhenmetern. Durch die vielen Hotelübernachtungen war es etwas teurer als sonst auf meinen Radreisen üblich, aber es war wirklich noch sehr früh im Jahr. Frühlingshaft sah es eigentlich nur an der Küste aus. Rückblickend war das eine sehr schöne Tour gewesen. Würde ich sie nochmal fahren, würde ich allerdings etwas mehr landschaftlich reizvolle Strecke und etwas weniger Sehenswürdigkeiten einplanen. Außerdem würde ich das Zelt zu Hause lassen, und eher ein Bed and Breakfast-Verzeichnis mitnehmen. An den Sehenswürdigkeiten haben mich besonders die Villa Lante, der Lago di Vico und Carsulae beeindruckt, sowie die Gebirgsstrecken durch Umbrien und die Hochmaremma.